Die Liebhaberin
Spielfilm, AT/KR/AR 2016, Farbe, 100 min., OmdU
Diagonale 2017
Regie: Lukas Valenta Rinner
Buch: Lukas Valenta Rinner, Ana Godoy, Martin Shanly, Ariel Gurevich
Darsteller:innen: Iride Mockert,
Martín Shanly,
Andrea Strenitz,
Mariano Sayavedra
Kamera: Roman Kasseroller
Schnitt: Ana Godoy
Musik: Jimin Kim
Jongho You
Sounddesign: Nahuel Palenque
Weitere Credits:
Künstlerische Leitung: Lucia Carnicero
Produzent:innen: Ana Godoy, Lukas Valenta Rinner
Produktion: Nabis Filmgroup
Großer Diagonale-Preis 2017
Bester österreichischer Spielfilm
Diagonale-Preis Sounddesign 2017
Bestes Sounddesign Spielfilm
Am Stadtrand von Buenos Aires nimmt eine Frau aus ärmlichen Verhältnissen einen Job als Hausmädchen einer reichen Familie an. Die neue Umgebung der teuren Häuser und der englischen Rasen ist deutlich eingerahmt von hohen Mauern, welche sich dort als Grenzlinien zwischen Reich und Arm durchziehen. Auf einem ihrer Spaziergänge jedoch entdeckt die Frau ein Nudistencamp – und damit das Versprechen auf nie gekannte Freiheit.
Seinen zweiten Spielfilm nach Parabellum hat der österreichische Regisseur Lukas Valenta Rinner im Rahmen des Jeonju Digital Cinema Project realisiert. Bedingung für den finanziellen Zuschuss ist dabei die Einhaltung des zeitlichen Rahmens: Innerhalb von acht Monaten finalisierte Rinner Die Liebhaberin, eine humorige, ironisch-lakonische Reflexion darüber, wie sich menschliche Beziehungen in einem kapitalistischen System definieren, wie sie aber auch von der (menschlichen) Natur an sich a priori korrumpiert sind.
Als die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Belén einen Job als Hausmädchen bei einer reichen Familie annimmt, bekommt sie auch erstmals in ihrem Leben einen der entlegenen Außenbezirke von Buenos Aires zu sehen. Hohe Mauern schützen das Anwesen, hinter dem dschungelähnliches Gebiet liegt. Auf einem ihrer Spaziergänge entdeckt Belén ein Nudistencamp. Ihre heimlichen Besuche als Voyeurin häufen sich, doch schließlich wird sie von der Nudisten-„Familie“ als vollwertiges Mitglied aufgenommen und erlebt nie gekannte Zügellosigkeit und Harmonie, wenn auch ebenfalls in einem zweckorientierten System. In der Figur Belén lässt Rinner auf diese Weise zwei Ideologien aufeinanderprallen, die sich schließlich ihren gnadenlosen Weg der Vergeltung bahnen müssen.
(Katalogtext, az)
Im aktuellen argentinischen Kino wird die Gegend der Außenbezirke von Buenos Aires kaum porträtiert. Die meisten Gebäude und Straßen sind im Verfall begriffen, und bewegt man sich durch diese Bezirke, so haftet allem eine seltsam traumähnliche, fast versunkene Qualität an. Das wollte ich mir näher ansehen und bin mit einem Fotografen dorthin gefahren. Gleich nach ein paar Stunden haben wir uns auf einer Straße wiedergefunden, die der Ausgangspunkt für diesen Film war. Der Eingang zu einem entlegenen Nudisten-Swinger-Club mit einem römischen Pool, romantischen Wegen, kleinen Schlössern und Orgiensälen. An einem Sommerwochenende finden sich in diesem dschungelähnlichen Park regelmäßig mehr als fünfhundert Pärchen und Singles ein. (...) Ich finde es wichtig, Filme zu machen, die eine Diskussion darüber anstoßen, wie Körper und menschliche Beziehungen in der zeitgenössischen Gesellschaft wahrgenommen, behandelt und verhandelt werden.
(Lukas Valenta Rinner)