Diagonale
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Helmut Berger, Actor
Dokumentarfilm, AT 2015, Farbe, 90 min., OmeU
Diagonale 2016

Regie, Buch, Kamera, Schnitt, Originalton, Musik: Andreas Horvath
Darsteller:innen: Helmut Berger, Viola Techt, Andreas Horvath u. a.
Weitere Credits: Sound Consulting: Mischa Rainer, Mastering: Ulrich Grimm - AV Design
Produzent:innen: Andreas Horvath
Produktion: Andreas Horvath

 

Beste künstlerische Montage Dokumentarfilm 2016

Das Leben als Bühne. Schauspiel ist für Helmut Berger kein Beruf, sondern eine Berufung: „I’m an actor.“ Andreas Horvaths intimes und verstörendes Porträt des einst „schönsten Mannes der Welt“ entwickelt sich im Verlauf des Films zu einem unerbittlichen, persönlichen und unterhaltsamen Rosenkrieg zwischen Schauspieler und Dokumentarist, zu einem ambivalenten Kampf um Macht und Anerkennung auf der Bühne des Films selbst.

Horvath bietet dem abgehalfterten Star eine Bühne, besucht die in Dekadenzträumen schwelgende Diva in der heruntergekommenen Wohnung eines Salzburger Plattenbaus und reist mit ihr nach Saint-Tropez, in die Welt der Schickeria, in der der Star einst zu Hause war.
Berger, der den Tag vorzugsweise im dreckigen Pyjama verbringt, lebt inmitten von Relikten aus der Vergangenheit, droht nicht nur in unbezahlten Rechnungen, Medikamenten und Alkohol zu ertrinken, sondern sich auch in seiner eigenen Geschichte zu verlieren. Überall Bilder von Verstorbenen: von der Mutter, von Luchino Visconti, Romy Schneider, Brigitte Bardot – Erinnerungen an den Glanz vergangener Tage. Von diesem ist ebenso wenig übrig geblieben wie von der ikonischen Schönheit des Schauspielers, der seinen vom Zerfall gezeichneten Körper allzu gern ausstellt: Selbstentblößung, Selbstverliebtheit, Selbsterniedrigung, Selbstbefriedigung. Visconti sah in seiner Muse die Verkörperung eines „dämonischen, verrückten und sexuell pervertierten“ Mannes – Berger wird diesem Bild noch immer gerecht.
Das Verhältnis zwischen dem Narziss vor der Kamera und dem Filmemacher Horvath dahinter entwickelt sich zu einem unerbittlichen Rosenkrieg. Beleidigungen, physische Übergriffe und sexuelle Erpressungsversuche, mit denen Berger den Dokumentaristen attackiert, um ihm im nächsten Moment seine Liebe zu gestehen, involvieren Horvath in einen ambivalenten Kampf um Macht und Anerkennung, in dem er wenig zimperlich mit den Mitteln des Films antwortet.
(Katalogtext, mk)

andreashorvath.com

Horvaths expressiver Minimalismus, der mit dräuenden Wolken und dramatischem Orchester arbeitet, passt in diesen Film der Extreme, in das Porträt eines Lebenssüchtigen, der umgeben von den Toten seiner Vergangenheit wohnt. In diesem Umfeld wird Berger selbst zu einer Art Phantom – Horvath lässt ihn aus den Bildern verschwinden, blendet ihn weg wie ein Gespenst, das dauerhafte Präsenz nicht erlangen kann.
(Stefan Grissemann, Profil)

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