Diagonale
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so leben wir – botschaften an die familie
Dokumentarfilm, AT 2017, Farbe+SW, 107 min., OmdU
Diagonale 2018

Regie, Schnitt: Gustav Deutsch
Buch: Gustav Deutsch
Kamera: Gustav Deutsch, Mostafa Tabbou
Musik: Christian Fennesz
Sounddesign: Johannes Schmelzer-Ziringer
Produzent:innen: Gabriele Kranzelbinder
Produktion: KGP Kranzelbinder Gabriele Production

 

In so leben wir – botschaften an die familie hat Gustav Deutsch private Familienfilme aus Archiven in Österreich, den Niederlanden, Italien und England neu arrangiert. Die zusammengetragenen Alltagsfilme sind bewegte Botschaften aus der Ferne, adressiert an die Verwandten im früheren Zuhause. Ein filmischer Fleckerlteppich gewebt aus Fundstücken unterschiedlicher Dekaden, der Migrationsgeschichte(n) auch als technische Entwicklungsgeschichte eines Kommunikationsmediums nachzeichnet.

Eine Aufnahme aus den 1960er-Jahren zeigt eine italienische Familie, versammelt im neuen Wohnzimmer in der Schweiz. „Ciao, nonno!“, winken die Kinder in die Kamera, die die Wohnung in einer tänzelnden Bewegung von der Küche bis zum Badezimmer abtastet. Aufnahmen wie diese, so kommentiert Gustav Deutsch aus dem Off, sind die purste Umsetzung dessen, was „Homemovie“ bedeutet: filmische Botschaften aus der Ferne, adressiert an die Verwandten im früheren Zuhause. In so leben wir – botschaften an die familie hat der Filmemacher private Familienfilme aus Archiven in Österreich, den Niederlanden, Italien und England neu arrangiert. Zwischen diese filmischen Fundstücke, die vom Burgenland nach Chicago und vice versa reisten oder von Boston nach Rimini und zurück, webt er eigenes Material. Es sind Etappen einer siebentägigen Reise, die sich als Erzählstrang durch den Film ziehen: Gemeinsam mit Hanna Schimek begleitete er Mostafa Tabbou von dessen Wohnort in Holland zu seinen Brüdern nach Frankreich und in seine frühere Heimat Marokko. Aufzeichnungen mit Mobiltelefonen wurden während der Reise via Social Media an Mostafas Familie geschickt. In der collagenartigen Anordnung gleicht so leben wir einem Fleckerlteppich, der in der Verfechtung von Alltagsfilmen aus unterschiedlichen Dekaden unterschiedliche Migrationsgeschichte(n) als die technische Entwicklungsgeschichte eines Kommunikationsmediums nachzeichnet. Vorgeführt wurden diese Filme nie stumm – sie wurden kommentiert oder nachvertont, heißt es an einer Stelle. Die Rolle des Erzählers übernimmt Gustav Deutsch selbst und lässt uns so in einen intimen Raum eintauchen, in dem die Bilder neu gedacht werden können: Als Möglichkeit, auf der Leinwand in die Ferne zu reisen, von der Vergangenheit in die Gegenwart. Als Grußbotschaften, die im Moment ihrer Aufnahme bereits zur Erinnerung geraten.
(Katalog, jk)

Der Film unternimmt entlang von Amateuraufnahmen, aus Archiven in Österreich, Italien, Holland und England zusammengetragen, eine Wanderung: geografisch von Boston nach Italien, von den USA ins Burgenland oder von Maryland nach Griechenland, zwischen Wien, Sydney und der Schweiz. Medienarchäologisch – von frühen Schwarz-Weiß- Aufnahmen zu ersten Farb-Home-Movies über Video zu digitalen Handybildern und Skype, Technologien, die der Film allesamt als Form des Briefeschreibens denkt.
(Alejandro Bachmann)

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