Eisenberger – Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege
Dokumentarfilm, CH 2018, Farbe, 94 min., OmeU
Diagonale 2019
Regie, Buch: Hercli Bundi
Darsteller:innen: Christian Eisenberger
Kamera: Adrian Stähli, Aurelio Buchwalder, Christian Eisenberger, Hercli Bundi
Schnitt: Nela Märki
Originalton: Patrick Becker, Mathias Hefel, Hercli Bundi
Musik: Daniel Almada
Sounddesign: Daniel Almada, Dominik Avenwedde, Nela Märki
Weitere Credits: Sandro Droschl, Brigitte Kowanz, Philipp Konzett, Ursula Krinzinger, Gernot Schulz, Christine Eisenberger, Willi Eisenberger, Bischof Hermann Glettler, Julian Riess, Grete Müller, Philipp Teuchtler, Manfred Wiplinger, Joachim Vötter, Johann Loibl, Peter Kozek, Mathias Lehner, Raimo Rudi Rumpler, Hieronymus
Produzent:innen: Peter Zwierko, Hercli Bundi
Produktion: Mira Film
— Spektrum: Out of Competition
Ob Leinwände, Papier oder Spinnweben
– Christian Eisenberger
verwandelt und verwertet Materialien
und Räume, die ihn umgeben.
Dieses wunderbar schwungvolle
Porträt beschäftigt sich mit dem
faszinierenden steirischen Künstler,
der bisher geschätzte 45.000 Werke
hergestellt hat. Geschickt montiert
kommen namhafte Vertreter/innen
der Kunstszene zu Wort – so fügt
sich auch ein Bild des Kunstbetriebs
zusammen, dessen Systemgrenzen
Eisenberger gern ignoriert.
Im Fundus des Ateliers stapeln sich Leinwände,
Papierstücke, geklebte und gesteckte Skulpturen
aus allerhand Material. Auf dem Boden liegt eine
Serie neuer Gemälde. „Das ist noch sehr figurativ,
ich werde vielleicht noch radikaler sein müssen“,
kommentiert Christian Eisenberger seine eigenen
Bilder. Und in einer der folgenden Szenen schält sich
der steirische Künstler aus einer Art Kokon, gewickelt
aus Plastikklebeband.
Hercli Bundis wunderbar schwungvolles und
überaus facettenreiches Porträt ist dem 1978 geborenen
Eisenberger gewidmet, der bisher geschätzte
45.000 Werke hergestellt hat, die in keine einheitliche
Kategorie passen wollen. Bekannt wurde er
durch abertausende Pappkartons: in Form gestutzte
Aufsteller mit aufgemalten collagierten Menschen,
die der Künstler zunächst anonym im urbanen Raum
aufstellte – im völligen Bewusstsein, dass diese
Interventionen von den Gehsteigen entfernt und entsorgt
würden.
Ob Stadt oder Land, ob Leinwände, Zeitungspapier,
Farbe oder Spinnweben – Eisenberger verwandelt
und verwertet die Materialien und Räume, die
ihn umgeben. Trotz dieser Heterogenität fügen sich
seine Werke zu einem großen Ganzen zusammen: zu
einer Serie, in der jede neue Arbeit als Echo auf eine
vorangegangene gelesen werden kann. 2007 etwa
verbrachte Eisenberger auf Einladung von Hermann
Glettler, heute Bischof von Innsbruck, vierzig Tage
schweigend und fastend auf der Empore der Grazer
Kirche St. Andrä. Darauf folgte eine experimentelle
Auferstehungsperformance auf der Art Cologne.
Bundi zeigt Eisenbergers lustvolle und impulsive
Arbeitsweise, hakt aus dem Off nach und lässt den
Künstler in kurzen, spielerischen Performances vor
der Kamera dessen Werke und Zugänge präsentieren.
Kontextualisiert wird Eisenbergers Schaffen
durch eine Vielzahl namhafter Vertreter/innen der
Kunstszene, etwa den Direktor des KM-Künstlerhaus,
Halle für Kunst und Medien Graz, Sandro Droschl, die
Wiener Galeristin Ursula Krinzinger oder die renommierte
Künstlerin Brigitte Kowanz, in deren Klasse
für Transmediale Kunst an der Wiener Angewandten
der gelernte Schlosser für kurze Zeit studierte.
Die Protagonist/innen sprechen über Eisenbergers
eher prozess- als ergebnisorientierte Arbeit im Speziellen
und über Kunst im Allgemeinen: So fügt sich
Stück für Stück auch ein Bild des Kunstbetriebs und
-geschäfts zusammen, dessen Systemgrenzen der
Künstler immer wieder austestet oder einfach unbeeindruckt
ignoriert. Hercli Bundis pointierter Film ist
eine große Freude, nicht nur für erklärte Kunstfans.
Denn was ist Kunst überhaupt? „Keine Ahnung“,
antwortet Christian Eisenberger achselzuckend und
macht sich weiter an die Arbeit.
(Katalogtext, jk)