Styx
Spielfilm, DE/AT 2018, Farbe, 93 min., OmdU
Diagonale 2019
Regie: Wolfgang Fischer
Buch: Wolfgang Fischer, Ika Künzel
Darsteller:innen: Susanne Wolff, Gedion Oduor Wekesa
Kamera: Benedict Neuenfels, aac/bvk
Schnitt: Monika Willi, aea
Originalton: Andreas Turnwald
Musik: Dirk von Lowtzow
Sounddesign: Uwe Dresch, Andre Zimmermann
Szenenbild: Wolfgang Fischer, Ika Künzel, Benedict Neuenfels, Volker Rehm
Kostüm: Nicole Fischnaller
Weitere Credits: Tonmischung: Tobias Fleig, bvft
Maske: Elke Hahn
Casting: Anja Dihrberg, Godfrey Ojiambo
Redaktion: Andrea Hanke / WDR, Georg Steinert / Arte
Produzenten: Marcos Kantis, Martin Lehwald, Michal Pokorny
Koproduzenten: Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Bady Minck
Produktionsleiter: Dirk Seibert
Herstellungsleiter: Charles E. Breitkreuz, Christian Müller, Julian Berner
Produzent:innen: Marcos Kantis, Martin Lehwald, Michal Pokorny, Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Bady Minck
Produktion: Schiwago Film (DE)
Koproduktion: AMOUR FOU Vienna
Cool und überlegt wirkt die Notärztin Rike
(Susanne Wolff) in all ihren Handlungen. Von der
sorgfältig geplanten Vorbereitung ihrer Reise von
Gibraltar nach Ascension Island bis zur stets besonnenen
Reaktion auf jeden Zwischenfall, der sie in den
nächsten Wochen auf ihrer kleinen Jacht Asa Gray
ereilen mag. So auch an jenem Morgen, als sie nach
gewittergeschüttelter Nacht einen havarierten Kutter
sichtet, voll mit Menschen, offenbar Geflüchteten.
Vor ihren Augen springen manche über Bord. Andere
treiben bereits leblos im Wasser.
Regeltreu, vor allem aber selbstverständlich
alarmiert Rike umgehend die Küstenwache und ein
nahes Schiff, um die Rettungsmaßnahmen einzuleiten.
Doch anstelle von Unterstützung erhält sie von
allen Seiten bloß die Mitteilung, sich fernzuhalten.
Manche Reedereien hätten ihren Schiffen jede Beteiligung
an der Seenotrettung von Geflüchteten sogar
ausdrücklich untersagt.
Regisseur Wolfgang Fischer gelingt ein außergewöhnlicher
Film, stilistisch stets nah an einer verstörenden
Illusion des Dokumentarischen. Gibraltar,
von wo aus Rike gestartet ist, markierte in der Antike
den Endpunkt der bekannten Welt. Wie soll Rike sich
außerhalb dieser verhalten? Wo liegen die Grenzen
moralischer Grundsätze? Als der etwa 14-jährige
Kingsley bis zu ihrem Boot schwimmt, hievt sie ihn
hinauf. Aber soll sie alle anderen sterben lassen, während
sie wegsieht, solange keine Hilfe kommt? Wie
sollte sie die Rettung selbst versuchen, ohne dabei
zu sinken? Styx bietet keinen billigen Ausweg.
(Katalogtext, az)
Susanne Wolff, fast stumm, fast ohne Gegenüber,
ist die eine Sensation in diesem Film. Die
andere? Die Mittelmeerpassage, die Ertrinkenden
auf dem Weg nach Europa, in einer Geschichte sichtbar
zu machen, die pures Kino ist – Bewegung und
Geräusche und Licht und eine Figur, deren Welt auseinanderbricht,
weil sie keine Antwort findet, finden
kann auf eine Frage nach Leben und Tod.
(Verena Lueken, FAZ)
(Es ist) das Verdienst von Fischers Film, zu verdeutlichen,
welchen nicht wieder gut zu machenden
Schaden diese von äußeren Mächten aufgezwungene
Grausamkeit des Geschehenlassenmüssens in den
beiden Menschen anrichtet. (…) Entstanden ist auf
diese Weise nicht nur ein unheimlich authentischer
Film, sondern auch ein tief aufrichtiger. Es findet sich
in Styx kein falscher Ton und keine tröstende Lüge.
(Alexandra Seitz, Berliner Zeitung)
Dank an GKP Steiermark