Refugee Lullaby
Dokumentarfilm, AT/IL 2019, Farbe, 73 min., 20.03. OmeU / 23.3. OmdU
Diagonale 2019
Regie, Buch, Schnitt: Ronit Kertsner
Darsteller:innen: Hans Breuer, Verena Krausneker, Mingo Georgi, Louis Georgi, Rosa Breuer, Efe Turumtay, Nikola Zarić
Kamera: Shalom Rufeisen, Jerzy Palacz
Originalton: Johannes Bültermann, David Almeida-Ribeiro, Nora Czamler
Musik: Hans Breuer
Sounddesign: Hjalti Bager-Jonathansson
Weitere Credits: ProduzentInnen: Vincent Lucassen, Ebba Sinzinger, Ronit Kertsner
Farbkorrektur: Andi Winter, Dima Lydkhov
Mischung: Manuel Grandpierre
Produzent:innen: Ebba Sinzinger, Vincent Lucassen
Produktion: WILDart FILM
Koproduktion: Ronit Kertsner Productions
Hans Breuer ist eine außergewöhnliche
Figur: Er hütet Schafe und
singt dabei jiddische Lieder. Über
mehrere Monate hinweg begleitete
die israelische Filmemacherin Ronit
Kertsner den letzten Wanderhirten
Österreichs, als dieser sich im
Herbst 2015 immer wieder an die
ungarische Grenze aufmachte,
um Geflüchtete zu unterstützen.
Refugee Lullaby ist ein Film über ein
ungewöhnliches Lebenskonzept,
berührende Begegnungen und
hingebungsvolle Solidarität.
Liebevoll hilft Hans Breuer einem erst wenige
Stunden alten Lamm auf die zittrigen Beine. Umgeben
von einer blökenden Herde stimmt der Schäfer
leise eine Melodie an. Dieser Mann führt ein außergewöhnliches
Leben: Als letzter Wanderschäfer
Österreichs zog er jahrelang quer durch die österreichischen
Alpen – er hütet Schafe und singt dabei
jiddische Lieder. Ronit Kertsner erzählt in Refugee
Lullaby nicht nur von einem besonderen Lebenskonzept,
sondern auch von Begegnungen voller Hilfsbereitschaft
und Solidarität in jüngster Vergangenheit:
Über mehrere Monate hinweg begleitete die israelische
Filmemacherin den Wanderschäfer, als dieser
sich im Herbst 2015 immer wieder an die ungarische
Grenze aufmachte, um geflüchtete Menschen zu
unterstützen. Der Film folgt den steten Bewegungen
seines Protagonisten und zeichnet mit jedem Schritt
deutlichere Konturen eines Wanderers zwischen den
Kulturen, der als Aussteiger ein bescheidenes Leben
auf dem Land führt und sich hingebungsvoll und
selbstlos wieder in die Gesellschaft einklinkt, wenn
andere Hilfe brauchen.
Unaufdringlich, aber stets aufmerksam hört
Ronit Kertsner zu, wenn Hans Breuer von der kommunistischen
Mutter – einer der Widerstandskämpferinnen
aus dem österreichischen Dokumentarfilm
Küchengespräche mit Rebellinnen (1984) –, vom
jüdischen Vater, vom Aufwachsen in Österreich, von
antifaschistischem Grundkonsens und von der erst
spät entdeckten Liebe zur jiddischen Musik erzählt.
Aus diskreter Nähe beobachtet die Kamera Breuers
anrührende Begegnungen mit Menschen in provisorischen
Unterkünften an der Grenze, entspannte
Weidengänge mit seiner Lebenspartnerin und den
beiden Kindern oder den Besuch zweier afghanischer
Familien, die zu Freunden geworden sind. Dennoch
ist der Film mehr als bloßes Porträt: Geschickt laufen
die Erzählfäden hier und da weiter – bei Breuers
Nichte Verena Krausneker etwa, der Mitbegründerin
des Wiener Vereins Shalom Alaikum, der sich vor
allem um Geflüchtete aus muslimischen Ländern
kümmert. So blickt Refugee Lullaby auf ein solidarisches
Miteinander – und überall taucht sie auf: diese
berührende Musik, die bekanntlich dazu imstande
ist, alle Grenzen zu überwinden.
(Katalogtext, jk)
Herbst 2015. Die israelische Regisseurin Ronit
Kertsner stößt auf ein YouTube-Video, das weltweit
70.000 Mal geteilt wird: Hans Breuer, ein jüdischer
Wanderschäfer, fährt eine arabische Familie über
die Grenze nach Österreich und singt den Kindern
zur Beruhigung ein jiddisches Schlaflied vor. Ronit
beginnt Hans zu filmen und es entsteht das Porträt
eines ungewöhnlichen Mannes, der ererbte Traumata
auf höchst politische und menschliche Weise
verarbeitet: in der Flüchtlingsarbeit und im Leben
als Schäfer mit seiner Familie im aufgebockten Zirkuswagen,
ohne Fließwasser und Kindergarten, im
idyllischen Hügelland südöstlich der Alpen.
(Produktionsnotiz)
In Kooperation mit Antidiskriminierungsstelle Steiermark