Fahrtwind – Aufzeichnungen einer Reisenden
Dokumentarfilm, AT 2013, Farbe, 82 min., OmeU
Diagonale 2013
Regie: Bernadette Weigel
Buch: Bernadette Weigel
Kamera: Bernadette Weigel
Schnitt: Alexandra Schneider
Sounddesign: Max Liebich
Produzent:innen: Bernadette Weigel, Florian Brüning
Produktion: Filmakademie Wien
Großer Diagonale-Preis 2013
Bester österreichischer Dokumentarfilm
Beste künstlerische Montage Dokumentarfilm 2013
Beste Bildgestaltung Dokumentarfilm 2013
Bestes Sounddesign Dokumentarfilm 2013
Die Beine haben Lust auf’s Meer, meint die Filmemacherin. Also bricht sie auf. Ohne Ziel – denn nur so merkt man, wo man wirklich ist. Die Reise ins Blaue führt über Bulgarien nach Rumänien, in die Ukraine, nach Georgien, Aserbaidschan und Kasachstan. Am Weg entstehen Momentaufnahmen, eine Art Architektur- und Menschen-Memory. Es ist eine faszinierende Annäherung an das, was nach der Heimkehr nicht mehr adäquat wiedergegeben werden kann: Gerüche, die Luft auf der Haut, die Umarmung beim Abschied.<7p>
Katalogtext Diagonale 2013:
Die Beine haben Lust aufs Meer, vermerkt die Filmemacherin aus dem Off. Also bricht sie auf. Ohne Ziel, denn nur so merkt man, wo man wirklich ist. Gegen den Strom touristischer Reisekonvention, aber mit dem Donaustrom geht es auf einem Frachtschiff nach Bulgarien, später per Zug, Bus und Fähre weiter nach Rumänien, in die Ukraine, nach Georgien, Aserbaidschan und Kasachstan. Neugierig verharrt Bernadette Weigel kurzzeitig im Alltag ihrer Reisebekanntschaften – Binnenschifffahrer, Fischer, eine Roma-Familie –, um sich alsbald weitertreiben zu lassen. Nicht selten richten sich die Blicke der Gefilmten direkt in die Kamera, warm und voll der Sympathie. Zum Reisen brauche man Vertrauen, sagt die Filmemacherin einmal. Sie weiß um ihre Verantwortung, filmt nicht als Dokumentaristin, sondern als Freundin für den Augenblick. So entsteht eine Sammlung von persönlichen Momentaufnahmen, eine Art Architektur- und Menschen-Memory: Gesichter, Tiere, Landschaften. Weigel bleibt auf die (Fort-)Bewegung und die daran anschließende Faszination fokussiert.
Dass ihre „Aufzeichnungen“ auf Film gebannt werden, ist so gesehen nur konsequent: Schon die Wahl des Super-8mm-Filmmaterials vermittelt eine Sehnsucht, die sich auch in der Flüchtigkeit der mannigfachen Motive und in der subtilen Tonmontage widerspiegelt: Lieder werden ihrem Entstehungskontext entrissen und als kurzzeitiger Soundtrack mit auf die Reise genommen.
Eine faszinierende Annäherung an das, was nach der Heimkehr nicht mehr adäquat wiedergegeben werden kann: Gerüche, die Luft auf der Haut, die Umarmung beim Abschied. (red)
Es ist überflüssig zu sagen, dass jeder Moment nur einen Moment lang existiert. Aber das ist es, was mir auf meiner Reise jedes Mal bewusst geworden ist, wenn ich Bilder oder Töne aufgenommen habe. Man kann nicht schnell oder lange genug schauen, um nicht die meisten dieser Momente zu versäumen. Das sind keine besonderen Momente, doch sie sind schön in ihrer Einzigartigkeit. Es ist, als würde man mit einem Schmetterlingsnetz herumlaufen. 24 Impulse von alltäglichem Licht, die sich pro Sekunde in das Gedächtnis des Filmmaterials einbrennen. (Bernadette Weigel)