Guardians Of The Earth
Dokumentarfilm, AT/DE 2017, Farbe, 86 min., OmdU
Diagonale 2017
Regie: Filip Antoni Malinowski
Kamera: Jakob Fuhr, Börres Weiffenbach, Emmanuel Cappelin, Filip Antoni Malinowski, Attila Boa
Schnitt: Frank Brummundt
Originalton: Sergey Martyniuk, Peter Rösner, Helge Ole Haack
Musik: Nils Frahm
Sounddesign: Kai Tebbel
Weitere Credits:
Tonschnitt & Foleys: Thomas Kalbér
Tonmischung: Tschangis Chahrokh
Produzent:innen: Jürgen Karasek, Filip Antoni Malinowski, Inka Dewitz, Michael Bogar
Produktion: Soleil Film
Koproduktion: Perfect Shot Films
Guardians Of The Earth begleitet
Teilnehmer/innen der UN-Klimakonferenz
in Paris auf ihrer Mission, die
Welt zu retten: In elf Tagen soll ein
Klimaabkommen von allen Gruppen
unterzeichnet werden – ein kaum
realisierbares Unterfangen, denn
der Kernkonflikt liegt im Dilemma
zwischen Solidarität und nationalen
Interessen. Mit beobachtenden und
affektiven Bildern zeigt Malinowski
den emotionalen Kampf um eine
Einigung und erinnert daran, dass
uns nicht mehr viel Zeit bleibt.
Countdown: Noch elf Tage, um die wichtigste
Entscheidung für die Zukunft unseres Planeten zu
fällen. Auf der UN-Klimakonferenz COP 21 in Paris
treffen Delegierte aus 195 Ländern zusammen, das
Ziel ist ein Klimaabkommen, ein Vertrag, der am
Ende der Konferenz von allen auszuhandelnden Leerstellen
bereinigt und unterzeichnet sein soll. Guardians
Of The Earth dokumentiert diesen Kampf um
ein ambitioniertes Abkommen und begleitet unterschiedliche
Protagonist/innen der vermeintlichen
mission impossible: darunter Christiana Figueres,
die Generalsekretärin der UN-Klimakonvention, und
Vertreter/innen der LDCs (Least Developed Countries),
die den Impakt des Klimawandels als Erste
und am deutlichsten zu spüren bekommen.
Noch neun Tage. Spürbar sind auch die nervöse
Anspannung, das Wissen um die immense Verantwortung,
der Zeitdruck. Der Kernkonflikt ist klar: Das
Dilemma zwischen Solidarität und nationalen Eigeninteressen
lässt sich herunterbrechen auf die Formel
ökonomischer Zuwachs vs. Menschenleben. Während
Taifune, Gletscherschmelze und der Rückgang
von Stränden und Korallenriffs vor allem Inselstaaten
bereits hart treffen, versuchen die wirtschaftlichen
Profiteur/innen laxerer Regelungen, die Festsetzung
des 1,5-Grad-Ziels zu verhindern.
Noch fünf Tage. Ohne Off-Kommentar sezieren
Filip Antoni Malinowski und sein Kamerateam
das Monstrum COP 21, das in Größe und Ausmaß
so abstrakt scheint wie viele der heiß diskutierten
Gesetzgebungen mitsamt ihren Auswirkungen. In
der präzisen Montage vermitteln sich die aufgeladene
Stimmung und die Atmosphäre der Konferenz:
gefühlsbetonte Momente, aufrüttelnde Interviews,
die Inszenierung der „Retter der Welt“ und ihrer Antagonist/
innen, die in ihrem Habitus mitunter wie
filmische Bösewichte anmuten. Zwischen stiller
Beobachtung und Affekt gelingt es Guardians Of
The Earth, die Ambition der Konferenz, aber auch
die Ambivalenz der unterschiedlichen Interessen
abzubilden: Das große Medienaufkommen, Kameras
und ihr Fokus auf sowie ihre Suche nach den mächtigsten
Politiker/innen der Welt verdeutlichen dabei
einerseits die enorme Relevanz der Konferenz – die
Möglichkeit, ein lebensrettendes Abkommen zu treffen
–, andererseits die Undurchsichtigkeit der Abläufe,
die Aura einer streng geheimen Mission, in der
stets um Transparenz, Diversität und Meinungsfreiheit
gekämpft werden muss. Dass dabei gelegentlich
auch Tränen fließen, ist wenig verwunderlich: Sie
erzählen von Angst, von Hoffnung und am Ende auch
von Erleichterung. Und sie lassen uns nie vergessen,
dass noch viel zu tun bleibt. Der Countdown ist zu
Ende, aber die Frage bleibt dieselbe: Reicht die Zeit
noch, um die Welt zu retten?
(Katalogtext, cw)