CENTAURUS
Spielfilm, AT 2015, Farbe, 117 min., OmeU
Diagonale 2015
Regie, Buch, Szenenbild, Kostüm: Wolfgang Rupert Muhr
Darsteller:innen: Helmut Berger, Iréna Flury, Horst Heiss, Julian Loidl, Wolfgang Rupert Muhr, Gerhard Naujoks, Evelyn Ruzicka, Susi Stach, C.C. Weinberger, Werner Wultsch, Josefine Voss, Katharina Dietl, Nicola von Leffern
Kamera: Paul Schön, Reinhard Astleithner, Joe Berger, Oliver Brosenbauer
Schnitt: Melanie Ratz
Originalton: Sergey Martynyuk, Rudolf Pototschnig
Musik: Giacomo Puccini, Aron Ludwig, Johannes Winkler
Sounddesign: Matthias Ermert
Produzent:innen: Wolfgang Rupert Muhr
Ein romantischer Ausflug in den Wienerwald wird für Leonid Kronzeiter zum Psychotrip. Er ist seltsam aus der Spur, leidet an Wahrnehmungsaussetzern und Paranoia. Das plötzliche Auftauchen der Verwandtschaft tut sein Übriges, um Kronzeiter endgültig in ein Pandämonium des Irrsinns zu stürzen. Bis zur finalen Konfrontation mit den Urängsten scheint jeder Ausweg undenkbar. Eine surreale Odyssee im Naherholungsgebiet: „Es kommt ois irgendwie z’ruck im Leben.“
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Katalogtext Diagonale 2015:
Eigentlich will Leonid Kronzeiter bereits ins Wochenende, als
die Chefetage ein Ende der weiteren Zusammenarbeit in den
Raum stellt. Wie so vieles in Wolfgang Rupert Muhrs Langfilmdebüt
bleibt die Ansage kryptisch, ohne jedoch ihre Wirkung
auf das Seelenheil des Adressierten zu verfehlen. Seltsam aus
der Spur wandelt dieser fortan durch das kühl fotografierte
Bürolabyrinth,
die Kamera übersetzt die Entrücktheit in
unbarmherzige
Nahaufnahmen, die zunehmend den Verdacht
aufkommen lassen, irgendetwas gehe hier nicht mit rechten
Dingen zu. Und auch Kronzeiter selbst gerät ins Zweifeln: Woher
weiß die Kollegenschaft vom geplanten Geburtstagsausflug
in den Wienerwald? Und woher tönt diese vertraute
Stimme am Gang?
Vorbei am Portier – genannt Zerberus – flüchtet sich
Kronzeiter
in das romantische Hüttenwochenende mit seiner
Frau Sissy. Doch alles kommt anders. Anstelle der ersehnten
Entspannung scheint sich seine Paranoia zu potenzieren.
Immer
schwerer fällt es ihm, den eigenen Sinnen zu trauen.
Verdrängte Erinnerungen an die „legendäre“ Trinkervergangenheit
werden wach. Da braucht es nur noch einen verwandtschaftlichen
Überraschungsbesuch, um den Protagonisten
endgültig in ein Pandämonium des Irrsinns zu stürzen. Bis zur finalen Konfrontation mit den Urängsten scheint
jeder Ausweg undenkbar.
Bezugnehmend auf eine klassische Mythenwelt – zitierend, paraphrasierend, variierend – inszeniert Muhr eine neuzeitliche Odyssee im Naherholungsgebiet und schickt sich selbst in der Rolle des Leonid Kronzeiter auf einen surreal anmutenden Leidensweg. Im Dickicht aus Referenzen und Andeutungen wird die Unterscheidung zwischen Wahn und Wirklichkeit weitestgehend verunmöglicht – die Hüttenromanze mutiert zum doppelbödigen Psychotrip. Die neuen (alten) Leiden des K.: „ Es kommt ois irgendwie z’ruck im Leben.“ (sh)
In Filmen, die mit Furcht vor dem Rätselhaften arbeiten, werden die Zuschauer/innen gerne vor vollendete Tatsachen gestellt: Die Probleme, die ein/e Protagonist/in durchzustehen hat, werden von diesen nicht weiter hinterfragt, sondern hingenommen, genauso wie das Publikum sie hinzunehmen hat. CENTAURUS geht hier einen etwas anderen Weg: Protagonist Leonid erhält genug Zeit, die Ereignisse zu hinterfragen. Langsam kommt der Mahlstein in Schwung, doch wenn er arbeitet, ist er kaum noch aufzuhalten. (Wolfgang Rupert Muhr)