Österreich: zum Vergessen
Seit der ersten Ausgabe rahmen historische Spezialprogramme den Filmwettbewerb der Diagonale. Gegenwärtig kommt diesen erhöhte Dringlichkeit zu, weisen sie doch auch auf die Kehrseite der Kinodigitalisierung hin; auf das Verhältnis des Gegenwartskinos zu seiner Geschichte, geprägt vom Schwinden historischer Kopien und der zugehörigen Abspielstätten. In ihrer Befragung unseres filmischen Erbes ermöglichen die im Rahmen der Diagonale präsentierten filmhistorischen Spezialprogramme nicht nur zahlreiche (Wieder-)Entdeckungen. Es geht immer auch um eine Verschiebung der Perspektiven und darum, neue Zusammenhänge im Hinblick auf das Medium Film und die Vergangenheit offenzulegen. Und es geht auch darum, einem jungen Publikum die Gelegenheit zu bieten, Filme, die zum österreichischen Kulturerbe gehören und nur noch selten gezeigt werden, im Kino zu erleben.
Entlang des programmatischen Titels Österreich: zum Vergessen nähern sich das Österreichische Filmmuseum, das Filmarchiv Austria und SYNEMA bei der Diagonale’16 erstmals gemeinsam, aber mit verteilten Rollen einer zentralen Phase österreichischer Film- und Zeitgeschichte an: den Waldheim-Jahren. Dabei wird nicht nur der Zeit um 1986, sondern auch der Frage nachgespürt, inwiefern der (österreichische) Film die Vergessens-/Verdrängungskultur beförderte oder für diesbezügliche Wider- und Einsprüche sorgte. Ergänzt werden die drei Reihen durch ein Fundstück aus dem ORF-Archiv, einen Work in Progress der Filmemacherin Ruth Beckermann und zwei internationale Filme in der neuen Programmschiene In Referenz.