| Carl-Mayer-Drehbuchpreise | 2025 |
Thema 2025: GRANT
Für ein anonym eingereichtes kinofilmgerechtes fiktionales oder dokumentarisches Treatment.
Dotierung: € 15.000 (Hauptpreis) sowie € 7.500 (Förderpreis), initiiert, abgewickelt und gestiftet vom Kulturressort der Stadt Graz im Rahmen der Diagonale.
Hauptpreis mit € 15.000 dotiert:
| Wenn Fische Robben fressen | Treatment von Klemens Hufnagl
Jurybegründung:
„Ivan war mal ganz oben. Als Schlüsselspieler der litauischen Olympia-Mannschaft 1992 war er am Sprung in die NBA, die wichtigste Basketball-Liga der Welt. Doch alles kam anders. Heute lebt Ivan in St. Pölten, manipuliert Liga-Profispiele für die international agierende Wettmafia und befindet sich in einer steten Abwärtsspirale. Zerbrochen sind die Träume, zerbrochen sind die Karriere und die Beziehung(en). In raffinierter zeitlicher Verschachtelung und unter Einbindung unterschiedlicher, bisweilen betörender Bildtypen nimmt uns Wenn Fische Robben fressen mit in den Abgrund: unter Wasser, wo Geldsäcke an Ankerbojen befestigt werden; in virtuelle Welten, in denen Ivan Kontakt mit manipulierbaren Spielern aufnimmt; und zuvorderst immer wieder in die Vergangenheit, die in Form wiederkehrender Camcorder-Aufnahmen wie eine filmische Flaschenpost aus besseren Zeiten in die Geschichte eingewoben ist. Nach und nach geben sie die Verkettung von Zufällen und falschen Entscheidungen preis. Das Buch zeichnet sich dabei durch eine regelrecht greifbare filmische Vision aus, die zwischen Gangsterplot und Familiengeschichte changiert und eine Vorstellung schafft, wie Sport in einer österreichischen Produktion glaubhaft inszeniert werden kann. Dabei trifft der Autor einen ganz eigenen Ton, der nie ins Sensationalistische kippt und gerade dadurch in den Bann zieht. Sämtliche Nebenfiguren – seien sie auch noch so klein – haben in diesem Treatment ihren Platz. Insbesondere Ivans Tochter und seine fünfjährige Enkelin Karolina locken Ivan aus der Reserve und aus seinem Rückzug in Alkoholismus und Eigenbrötlertum. Wir wollen diese Geschichte unbedingt verfilmt sehen.”
Förderpreis mit € 7.500 dotiert:
| Schorsch | Treatment von Stefan Soder
Jurybegründung:
„Ein Nobelskiort mit zwei Gesichtern: hier die traditionelle Bauernschaft, dort der florierende Tourismus, die „bessere“ Gesellschaft, die Schickeria. Schnell ist klar, dass das Leben für den hiesigen Schorsch kein Zuckerschlecken ist: no country for poor men. In adaptierter Robin-Hood-Manier nimmt er sich also von jenen, die hier im Ort ihre Schwarzgeldgeschäfte abwickeln. Immer nur ein bisschen, nur nicht übermütig werden. Als Schorsch einen holländischen Aushilfsgauner überfällt, endet seine Glückssträhne. Plötzlich sind viele auf der Suche nach ihm: Johanna, die einerseits in einer undefinierten romantischen Beziehung zu Schorsch steht, in der er nie ganz greifbar ist, und die andererseits als Polizistin seinen Überfällen nachgeht; die Gauner aus Rotterdam, die sich ihr Geld von Schorsch zurückholen wollen. Was in der Verknappung wie ein banaler Krimiplot klingt, ist vielmehr eine mehrfache und vielschichtige Befreiungsgeschichte aus angeborenen Klassenverhältnissen, dörflicher Enge und festgefahrenen Beziehungsdynamiken. Beeindruckend beleuchtet das Buch dabei gleich mehrere Biografien und Schicksale und lässt Gespür wie Kenntnis für Milieu und Umfeld erkennen. Insbesondere die Zeichnung von Johanna besticht in ihrer Tiefe. Bei aller Drastik des Stoffs, die sich Seite für Seite potenziert, ist Schorsch auch ein humorvoller Text – ein vordergründig zutiefst österreichischer Stoff mit eigenständigem Genre-Twist.”
Jury 2025:
Sebastian Höglinger (Juryvorsitzender, AT)
Vivian Bausch (Filmemacherin, Drehbuchautorin, Vorjahrespreisträgerin, AT)
Felix von Boehm (Produzent, DE)
Fabian Rausch (Filmemacher, Drehbuchautor, Vorjahrespreisträger, AT)
Françoise von Roy (Dramaturgin DE)