Cinema Next Breakfast Club’22
Das späte Frühstück auf der Diagonale
Im Film Breakfast Club von John Hughes müssen fünf rebellische Teenager um sieben Uhr früh zum Nachsitzen antreten. Ganz so streng ist der Cinema Next Breakfast Club nicht: So zeitig aufstehen und nachsitzen muss hier niemand, aber dazusetzen kann man sich, und nachdenken. Und reden ist sogar erwünscht! Beim Breakfast Club kommen gesprächswillige Menschen zusammen, um sich in gemütlicher Atmosphäre gemeinsam mit Fragen auseinanderzusetzen, die auch den Filmnachwuchs betreffen.
Das etwas andere Frühstück auf der Diagonale bietet Raum für Vernetzung und lädt zum Gedankenaustausch ein. Eröffnet werden die morgendlichen Treffen mit Inputs zu einem Tagesthema. Diese Inputs bieten den Teilnehmer*innen den Impuls zu offenen Diskussionsrunden.
Die Teilnahme am Breakfast Club ist kostenlos. Aufgrund der Platzbeschränkung bitten wir um Anmeldung: info(at)cinemanext.at
Breakfast #1, Freitag, 8. April:
Fürs Fernsehen arbeiten
Fürs Fernsehen zu arbeiten wird von manchen vielleicht als ein Filmschaffen zweiter Klasse empfunden. Zu sehr ist Kino „King“, mischen Redaktionen mit, ist man an Vorgaben oder Konventionen gebunden und in der eigenen künstlerischen Freiheit eingeschränkt (außer man hat den Status eines David Schalko). Und leider gibt es hierzulande auch zu wenige Fernsehprogramme und -formate, die junge Nachwuchskünstler*innen strategisch fördern (im Gegensatz etwa zu Deutschland mit dem kleinen Fernsehspiel des ZDF). Aber für Sender Serien zu inszenieren – wie Marvin Kren mit Freud (ORF/Netflix) oder Umut Dağ mit Vienna Blood (ORF/ZDF) oder Catalina Molina mit Tatorten und Landkrimis – kann nicht nur künstlerisch interessant sein: Im Gespräch für das 10-Jahre-Cinema-Next-Buch sagte Catalina, dass Fernseharbeit eine bessere Planbarkeit hinsichtlich des Familienlebens mit sich bringe, die persönliche Selbstausbeutung im überschaubaren Rahmen bleibe und die Filme im Fernsehen viel mehr Publikum erreichen als im Kino. Auch dass Streamingdienste immer mehr Content wollen, macht das Arbeiten abseits vom Kino zunehmend attraktiver. So drehte auch die deutsche Regisseurin Nora Fingscheidt nach ihrem Debütfilm Systemsprenger den nächsten großen Netflix-US-Hit mit Sandra Bullock (The Unforgivable). Wie ist es, fürs Fernsehen zu arbeiten? Wie kommt man überhaupt zu solchen Projekten? Wie frei kann man agieren? Und wie wird kreatives, junges Potenzial unterschiedlicher Departments dort abgeholt und gefördert?
Mit Inputs von Burkhard Althoff, Maria Hinterkörner, Jasmin Baumgartner, Jakob Pochlatko und Matthias Writze.
Breakfast #2, Samstag, 9. April:
Überlebensstrategien
„Trinken Sie Alkohol?“, „Rauchen Sie?“, „Hat Ihre filmschaffende Tätigkeit Auswirkungen auf Ihre Gesundheit?“ – das sind nur drei Fragen einer Erhebung zur sozialen Lage der Filmschaffenden in Österreich, die der Dachverband der Filmschaffenden und die VdFS beauftragten. Die Studie, die auf der Diagonale’21 präsentiert wurde, fragt nach Machtverhältnissen, Arbeitsbedingungen und deren gesundheitlichen Auswirkungen. Darin wird auch eine Studie aus Australien zitiert, die zu dem Schluss kommt, dass Menschen, die in der Unterhaltungs- und Kreativbranche arbeiten, ein im Vergleich zur Gesamtbevölkerung erhöhtes Risiko für Angststörungen und Depressionen oder für Alkohol- und Drogenkonsum aufweisen. In der österreichischen Studie wird der allgemeine Gesundheitszustand von Frauen und Männern vergleichsweise seltener als „sehr gut“ eingestuft – besonders von jüngeren Filmschaffenden unter dreißig. Führt der vermeintliche Traumberuf also direkt in die Therapie? „Ich nehm sehr gute Antidepressiva …“, sagte Kurdwin Ayub in ihrer Rede bei der Verleihung der Österreichischen Filmpreise 2020 öffentlich auf der Bühne, fügte aber auch hinzu: „… wie bestimmt viele von euch.“ Das Arbeiten in Filmbranche und Filmkultur mag privilegiert sein, ist aber auch mit unangenehmen Begleiterscheinungen verbunden: Prekarität, Erwartungsdruck, Kreativstress, Erfolge und Misserfolge, Anerkennung und Ablehnung, und seit 2020 kommen zwei Coronajahre hinzu, die die Zukunftsaussichten nicht unbedingt besser machen. Wie gehen junge Filmschaffende mit dieser Situation um, sodass der Beruf auch schöne Berufung bleibt?
Mit Inputs von Alexander Gratzer, Magdalena Chmielewska, Simone Hart, Simon Maria Kubiena und Weina Zhao.
Cinema Next ist eine 2011 gegründete und aus dem Studierendenfilmfestival film:riss entstandene Initiative, die jungen Film aus Österreich u. a. in Screenings, Diskussionsformaten und Porträts fokussiert. Der Breakfast Club wurde zum ersten Mal 2016 veranstaltet und wird von den Projektgründer*innen Katja Jäger und Dominik Tschütscher gemeinsam mit den Teammitgliedern Bojana Bregar und Michelle Koch gestaltet.