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Cinema Next Breakfast Club
Alles außer Spielfilm
Im Film The Breakfast Club von John Hughes müssen fünf rebellische Teenager um sieben Uhr früh zum Nachsitzen antreten. Ganz so streng ist der Cinema Next Breakfast Club nicht: So zeitig aufstehen und nachsitzen muss hier niemand, dazusetzen kann man sich freiwillig und reden ist sogar erwünscht! Beim Breakfast Club kommen gesprächswillige Menschen zusammen, um sich in gemütlicher Atmosphäre gemeinsam mit Fragen auseinanderzusetzen, die auch den Filmnachwuchs betreffen.
Das etwas andere Frühstück auf der Diagonale bietet seit 2016 Raum für ungezwungene Vernetzung und lädt zum offenen Erfahrungs- und Gedankenaustausch auf Augenhöhe ein. Eröffnet wird das morgendliche Treffen mit Inputs zum Tagesthema. Diese Inputs bieten den Teilnehmer:innen den Impuls zu einer offenen Diskussionsrunde.
Alles außer Spielfilm
Beim diesjährigen Cinema Next Breakfast Club wollen wir uns den Filmformen abseits des „klassischen“ narrativen Spielfilms widmen. Alle diese haben in Österreich historisch wie aktuell hohen Stellenwert, es gibt gute Lehreinrichtungen, die jungen Filmschaffenden die Möglichkeit bieten, ihrer Filmkunst nachzugehen, und auch viele Plattformen und Festivals, um sie sichtbar zu machen.
Einige Beobachtungen haben uns jedoch fragen lassen, ob der Dokumentar-, Experimental- und Animationsfilm in der heimischen Filmkultur auf Augenhöhe mit dem viele Bereiche dominierenden Spielfilm behandelt werden:
In einem Bundesland beispielsweise musste die Förderstelle darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie im Förderkatalog den Animationsfilm ebenso berücksichtigen und miterwähnen sollten wie alle anderen Filmformen; bei einem Animationsfilmfestival in Wien beklagten junge Absolvent:innen einer FH, dass sie mit ihren populär ausgerichteten Animations(kurz)filmen wenig bis keine Fördermöglichkeiten finden; nicht selten wird eine Skepsis bei Fördereinreichungen laut: Haben die Personen, die über finanzielle Zuwendungen entscheiden, überhaupt eine Idee davon, wie man Animations-, Dokumentar- oder Experimentalfilme konzipiert, kalkuliert und realisiert? Vielleicht Sinnbild dieses Ungleichgewichts zwischen Spielfilm und „dem Rest“ ist die ORF-Finanzierung des heimischen Films, die in den Richtlinien des Film/Fernseh-Abkommens 90 Prozent des jährlichen Fördervolumens für Spielfilme vorsieht und die restlichen 10 Prozent in einen („Innovations“-)Topf haut: „Nachwuchsfilm“, „Filme mit Innovationscharakter“, „Kurzfilm“ und „Dokumentarfilm“. Auf Ausbildungsebene gibt es zwar experimentelle, dokumentarische oder Animations-Schulen wie die Schule Friedl Kubelka oder universitäre Fachbereiche mit Fokus auf Film, aber bei der einzigen dezidierten Filmhochschule des Landes, der Filmakademie Wien, liegt der Fokus des Lehrplans und -personals klar beim narrativen Spielfilm. Auch in Sache Sichtbarkeit gibt es interessante Schieflagen: Bspw. zeigt das größte Nachwuchsfestival im deutschsprachigen Raum, das Max Ophüls Preis im benachbarten Saarbrücken, im Kurz- und Mittellangfilm-Wettbewerb ausschließlich Spielfilme und schenkt dem Dokumentarfilm erst beim Langfilmprogramm einen Bewerb.
Beim Breakfast Club wollen wir uns mit jungen Filmschaffenden darüber austauschen, ob sie Ausbildungs-, Förderungs- oder Wahrnehmungsdefizite bei Filmformen abseits des Spielfilms wirklich wahrnehmen und für ihre Filmkunst strukturell genügend Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten.
Mit Inputs von Adina Camhy, Alexander Gratzer, Lukas Ladner, Maria Lisa Pichler und Stefanie Weberhofer.
Mit lieber Unterstützung von dok.at – Interessengemeinschaft Österreichischer Dokumentarfilm
Cinema Next ist eine 2011 gegründete und aus dem Studierendenfilmfestival film:riss entstandene Initiative, die jungen Film aus Österreich u. a. in Screenings, Diskussionsformaten und Porträts fokussiert. Der Breakfast Club wurde zum ersten Mal 2016 veranstaltet und wird von den Projektgründer:innen Katja Jäger und Dominik Tschütscher gemeinsam mit den Teammitgliedern Bojana Bregar und Michelle Koch gestaltet.