The Trouble With Being Born
Spielfilm, AT/DE 2020, Farbe, 94 min., OmeU
Diagonale 2020
Regie: Sandra Wollner
Buch: Sandra Wollner, Roderick Warich
Darsteller:innen: Lena Watson, Dominik Warta, Ingrid Burkhard, Jana McKinnon, Simon Hatzl
Kamera: Timm Kröger
Schnitt: Hannes Bruun
Originalton: Johannes Schmelzer-Ziringer
Musik: David Schweighardt
Peter Kutin
Sounddesign: Peter Kutin
Szenenbild: Pia Jaros
Kostüm: Andrea Jirez
Weitere Credits: Maske: Gaby Grünwald
VFX Supervisor: Matthias Halibrand
Produzent:innen: Lixi Frank, David Bohun, Andi G. Hess, Astrid Schäfer, Viktoria Stolpe, Timm Kröger
Produktion: PANAMA Film
Koproduktion: The Barricades (DE),
ZDF – Das kleine Fernsehspiel (DE),
Filmakademie Baden-Württemberg (DE)
Diagonale’20 – Die Unvollendete. Die Diagonale’20 wurde aufgrund der behördlichen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 abgesagt.
Elli ist ein Android und lebt bei einem Mann, den sie Papa nennt. Sie lassen sich durch den Sommer treiben, schwimmen tagsüber im Pool und abends nimmt er sie mit ins Bett. Sie macht ihn glücklich, dazu ist sie da. Er hat sie nach einer Erinnerung erschaffen. Für sie ist es lediglich eine Programmierung, der sie folgt – eines Nachts tief in den Wald hinein, einem verblassenden Echo hinterher. Die Geschichte einer Maschine und der Geister, die wir alle in uns tragen.
Zu Beginn des Films taucht man in einen goldenen Sommer. Die elfjährige Elli verbringt lange Tage mit ihrem Vater am Pool, in dem großzügigen, modernen Haus, das weit von der Stadt in einem abgeschiedenen Waldgebiet liegt. Elli ist ein Android,
gebaut nach seinen Erinnerungen, zum alleinigen Zweck, ihn glücklich zu machen. Erinnerungen an seine Tochter, die ein scheinbares Eigenleben entwickeln und sich verselbstständigen. Eines Nachts macht sich Elli auf den Weg in den Wald, läuft einem verblassenden Echo dieser Gedächtnisbilder hinterher. Sie verliert sich im Dickicht und wird von jemand anderem gefunden, der sie aufnimmt und ihr eine neue Identität gibt. Als Elli neu programmiert wird, kommt es zu Fehlern. Alte Programmierungen werden von neuen überlagert und verschränken sich zu einer eigenständigen Erzählung.
Eine unbeschreibliche Grandezza trägt diesen fantastischen Noir-Science-Fiction-Film durch das vielschichtige Unbehagen, das er zu erzeugen vermag. Ein Kind, das durch emotionale Trostlosigkeit wie durch steinerne Betonwüsten navigieren muss. Ein Kind? Angesichts einer nahen Zukunft, in der man Maschinen nicht mehr eindeutig als Maschinen identifizieren kann, mag eventuell Zweifel an der Unbeseeltheit lebloser Gegenstände berechtigt sein. Womöglich kommt den Menschen die Menschlichkeit abhanden? Unbehagen erzeugt nicht zuletzt eine Tonspur mit phänomenalen Geräuschen, die so haptisch wirken, als könnten sie nur aus den eigenen Erinnerungen stammen, die man meinte, für sich selbst besessen zu haben. Da liegen sie plötzlich, zur freien Verfügung. Die Dystopie ist real.
(Katalogtext, red)
Ein Android in der Gestalt eines zehnjährigen Mädchens schaut in die Welt und die Welt schaut zurück. Dabei ist es ihr völlig egal, für welchen Zweck sie gebaut wurde, ob sie als Toaster im Eck steht oder als Begleiterin dient. Sie ist ein Objekt. Und dieses Objekt will kein Mensch werden, es will nur das, was man ihm einprogrammiert. Es folgt externen Reizen und sucht nach vordefinierten Mustern. Alles andere scheint nicht wichtig zu sein. (...) The Trouble With Being Born ist kein Film über eine künstliche Intelligenz, sondern über ein Gefäß – ein Echo, ein verblassendes Flackern von Bedeutungen und Aufladungen – und über die Menschen, die sich in den Verschränkungen ihrer Erinnerungen zu verlaufen scheinen und ohne es zu ahnen zu den Geistern ihrer eigenen Geschichte geworden sind. Ich vermute, es sind die Geister, die wir schon immer gewesen sind.
(Sandra Wollner)