Im Jakotop
Dokumentarfilm, AT 2022, Farbe, 105 min., dOF
Diagonale 2022
Regie, Buch: Markus Mörth
Darsteller:innen: Elli Bauer, Erika Thümmel, Carl Binder, Sanela Pansinger, Günter Ebenschweiger, Richard Moser, Angela Kaltenböck-Luef, Raini Lackner, Wilhelmine Weißenböck, Ingrid Sauseng
Kamera: Markus Mörth, Martin Gruja
Schnitt: Oliver Wendlinger
Originalton: Uwe Seifner
Musik: Hannes Gill
Sounddesign: Peter Utvary
Weitere Credits: Recherche: Klaus Strobl, Markus Mörth
Produzent:innen: Klaus Strobl
Produktion: Café Jakomini – Verein für Stadtteilarbeit, Quartierkultur und Bezirksforsch
Jakomini ist eine kleine Welt für sich: Der größte Grazer Stadtteil, angesiedelt neben dem ersten Bezirk, eingegrenzt von Mur und Merkur Arena, hat viele Gesichter. Markus Mörth erkundet in seinem Dokumentarfilm Im Jakotop den Alltag im Viertel, lässt unterschiedliche Bewohner*innen zu Wort kommen und schafft mit einem liebevollen wie originellen Bilderbeutezug einen Heimatfilm der anderen Art.
Jakomini ist eine kleine Welt für sich: ein Schmelztiegel, ein Biotop. Mit über 32.000 Einwohner*innen ist der vier Quadratkilometer umfassende Bezirk der bevölkerungsreichste der steirischen Landeshauptstadt. Angesiedelt neben dem ersten Bezirk, eingegrenzt von Mur und Merkur Arena, hat der Stadtteil viele Gesichter: den bürgerlichen Norden mit ruhigeren Ecken wie dem Augarten, die pulsierende Mitte rund um die Stadthalle, die sozial schwächeren Arbeiterviertel, die Studierendengegenden in TU-Nähe. Der Jakominiplatz im Herzen des Viertels ist einer der geschäftigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt, alle Straßenbahn- und viele Buslinien laufen hier zusammen, Tausende Menschen steigen hier täglich um und unzählige Pendler*innen durchfahren ihn mit dem Auto.
Im Jakotop gibt Einblick in die Lebensrhythmen eines dynamischen Viertels, in dem die soziale Durchmischung groß und das Miteinander nicht immer einfach ist: Tür an Tür befinden sich hier Ateliers und kleine Geschäfte, Dönerbuden und Nagelstudios. An den Rändern ist das Grätzelleben von sozialem Wohnbau, Ghettobildung und Jugendkriminalität geprägt. Markus Mörth lässt unterschiedlichste Menschen – eine Kabarettistin, ein Kaffeehausbesitzer, eine Kunstrestauratorin, einen Sozialarbeiter, eine Stadtplanerin, eine Tröpferlbadmitarbeiterin, eine Volksschuldirektorin und den Zeitungsverkäufer am Jakominiplatz – von ihrer Arbeit, von den Veränderungen und vom Zusammenhalt im Grätzel erzählen, gibt ihnen Raum, ihre Wünsche, Hoffnungen und Visionen zu formulieren, in denen oftmals auch Bedauern über die Auflösung traditioneller Strukturen oder soziale Ungerechtigkeit mitschwingt. Neben der Bautätigkeit im Bezirk, die sich visuell wie ein roter Faden durch den Film zieht, verdichten sich diese kleinen Porträts zu einem Wimmelbild von Stadtbewohner*innen, die sich im Spannungsfeld von urbaner Arbeitsrealität und dem Wunsch nach einem eigenen Rückzugsort bewegen.
Mörth, dessen Großeltern und Eltern unweit des Jakominigürtels in einer Seitengasse lebten und leben, in der viele Lehrer*innen und Beamte wohnen, ist Jakomini seit seiner Kindheit verbunden: „Nur zwei Straßen weiter hat ein wahnsinniges soziales Gefälle begonnen“, so der Filmemacher: „Ich hab’ Jakomini als Kind immer als wilden Ort wahrgenommen, als einen Ort, an dem es alles gibt.“ In seinem Dokumentarfilm Im Jakotop erkundet Mörth den Lebensalltag im Grazer Stadtbezirk und schafft mit einem liebevollen wie originellen Bilderbeutezug einen Heimatfilm der anderen Art. Im Jakotop ist im Rahmen des Grazer Kulturjahres 2020 entstanden und feiert bei der Diagonale’22 seine Premiere.
(Katalogtext, ast)