Cosmosapiens
Dokumentarfilm, AT 2023, Farbe, 97 min., OmeU
Diagonale 2024
Regie, Buch, Kamera: Pavel Cuzuioc
Schnitt: Denis Bartenev, Pavel Cuzuioc
Produzent:innen: Pavel Cuzuioc
Produktion: Pavel Cuzuioc Filmproduktion
Langsame Bewegungen in der Einsamkeit des Kaukasus. Wenn das Riesenteleskop des Observatoriums für die Nacht bereit gemacht wird, beginnt eine Verschiebung, mit der sich die Wahrnehmung unserer Welt ändert. Cosmosapiens ergründet einen Mikrokosmos rund um das einst größte Spiegelteleskop der Welt. Ein filmisches Kaleidoskop, das in den Alltag einer Gruppe von Wissenschaftler:innen eintaucht. Der Blick in die Ferne wird abgelöst von einem Nachdenken über das irdische Sein vor dem Hintergrund der Unendlichkeit.
Dunkelblauer Himmel über spitzen Berggipfeln. Vor der sinkenden Sonne eine ferne Regung: Übergroße Maschinen rollen knirschend über karge Böden, ein stechendes Geräusch metallener Räder, die sich über Schienen mühen. Wenn die Sterne über der Erde sichtbar werden, beginnt in der Einsamkeit des Kaukasus eine Verschiebung, mit der sich die Wahrnehmung unserer Welt ändert: Das Riesenteleskop des Special Astrophysical Observatory macht sich für die Nacht bereit.
In einem abgelegenen Dorf werden schwarze Löcher, Pulsare und Doppelsterne aufgespürt. Die Sehnsucht nach dem Außerirdischen beschäftigt viele Disziplinen: Physik, Maschinenbau, Philosophie und Kunst – ineinanderlaufende Wissenschaften zur Ergründung des Unergründbaren. Denn das Universum entzieht sich der Berechenbarkeit als ein Jenseits des Erfahrungshorizonts, das sich der menschlichen Definitionsmacht und Kontrolle verwehrt. Nichts und niemand wartet darauf, von der Menschheit entdeckt zu werden – oder könnte außerirdisches Leben existieren, das sich nach uns sehnt? Während die Fühler nach dem Unbekannten hier im Observatorium immer weiter ausgestreckt werden, wirkt das Irdische plötzlich selbst außerirdisch: Pilze und Geweihe, Synthesizer, Radios und Drohnen: befremdlich wirkende Konstruktionen, die sich eine Gegenwart auf der Erde teilen.
So verschiebt sich mit der Bewegung des Teleskops auch die Wahrnehmung unseres eigenen Planeten. Der Blick in die Ferne wird abgelöst von einem Nachdenken über das irdische Sein vor dem Hintergrund der Unendlichkeit. Cosmosapiens richtet den Fokus nicht auf eine ferne Galaxie, sondern auf einen Mikrokosmos: auf eine Gruppe von Wissenschaftler:innen und ihren Rhythmus aus Arbeit, Forschung, Elternschaft, Gemeinschaft und dem unstillbaren Wunsch nach der Entdeckung von Zusammenhängen. Dabei erfasst der Film nur Bruchstücke, die es selbst zusammenzufügen gilt – ähnlich wie die Forscher:innen versuchen, sich aus fragmentarischen Momentaufnahmen ein Bild über das Universum zu bauen. (Lisa Heuschober)