Diagonale
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Tiefwassertaucher unterm Dach
Spielfilm, AT 2024, Farbe, 89 min., dOF
Diagonale 2024

Regie, Buch: Rupert Henning
Darsteller:innen: Martina Ebm, Hanno Koffler, Neda Rahmanian, Rainer Egger, Marcel Mohab, Emma Filipovic, Leopold Pallua, Ariana Stöckle, Olivia Goschler, Alexander Srtschin u.a.
Kamera: Josef Mittendorfer
Schnitt: Lisa Zoe Geretschläger
Originalton: Axel Traun
Musik: Kyrre Kvam
Sounddesign: Bernhard Zorzi
Szenenbild: Julia Oberndorfinger, Vero Tupy
Kostüm: Christine Ludwig
Weitere Credits: Casting: Marion Rossmann, Angelika Kropej; Kindercoaching: Christine Hartenthaler; Tonmischung: Ingo Pusswald; Maskenbild: Ursula Braun, Wiltrud Derschmidt; Licht: Thomas Klicka; Produktionsleitung: Kurt Werner Krusche; Redaktion ORF: Klaus Lintschinger; Redaktion MDR: Franka Bauer
Produzent:innen: Isabelle Welter (WHee Film), Rupert Henning (WHee Film), Florian Gebhardt (Gebhardt Productions), Gregor Schmalix (Gebhardt Productions)
Produktion: Gebhardt Productions
Koproduktion: WHee Film

 

ORF-Premiere

Annie Breuer (Martina Ebm), eine alleinerziehende Mutter Mitte dreißig, wohnt mit ihren beiden Kindern im obersten Stockwerk eines Mietshauses in der Wiener Vorstadt – und verzweifelt bisweilen an den Aufgaben des Lebens. Doch dann bewahrheitet sich das alte Sprichwort, dem zufolge man ein ganzes Dorf (oder ein ganzes Wiener Mietshaus) braucht, um ein Kind (oder auch zwei) großzuziehen. Ein Film darüber, dass sich die Hindernisse, die das Schicksal für uns bereithält, mit vereinten Kräften besser überwinden lassen.


Es gibt viele Arten, wie es einen aus der Kurve schmeißen kann: Der eine haut sich so viele Pilze rein, dass er sein Zimmer nicht mehr verlassen kann, die andere bekommt Panikattacken und Wahnvorstellungen, wenn der Ex ihr Anwaltsbriefe schickt. Was man durchaus nachvollziehen kann, wenn man bedenkt, dass dieser darin das alleinige Sorgerecht für die gemeinsame sechsjährige Tochter fordert. Dabei hat Richard (Hanno Koffler) die Vaterrolle all die Jahre wenig interessiert, er hat die Aussicht auf eine Karriere in England der gemeinsamen Kindererziehung vorgezogen. Doch jetzt ist er wieder in Wien und möchte sich um Lena kümmern – was Mutter Annie (Martina Ebm) nicht gerade erfreut. Sie lebt mit ihrer Tochter (Ariana Stöckle) und ihrem älteren Sohn Tino (Leopold Pallua) in einem alten Wiener Mietshaus und ist nicht die Stabilste, da sie an einem organischen Psychosyndrom leidet und bessere und schlechtere Tage hat. Manchmal liegt ein dunkler Schatten über ihrem Gemüt, und sie zweifelt, ob sie die diversen Aufgaben und Hürden des Lebens meistern kann. Richards Erscheinen lässt alte Muster und vergangenen Schrecken wieder aufbrechen und Annie in tiefe Verzweiflung stürzen. Doch zum Glück hat sie ihre beiden Kinder. Und ein ganzes Mietshaus zu ihrer Unterstützung.

Rupert Hennings tragische Komödie erzählt in locker-leichtem Ton und mit viel Humor davon, dass Zusammenhalt und Fürsorge nicht immer nur an einer einzelnen Person hängen müssen. Ganz im Gegenteil: Wenn Verantwortung und Care-Arbeit auf mehreren Schultern verteilt werden, ist allen geholfen. Im Film hilft sogar das ganze Haus zusammen, wenn es darum geht, dem Jugendamt zu beweisen, dass die Mutter ihrer Fürsorgepflicht sehr wohl nachkommt, auch wenn sie manchmal ausfällt. Da wird der bekiffte Nachbar eingespannt, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen, Saba aus der WG von unten bäckt Haschkekse, und die rothaarige Elke steht vor allem Tino mit freundschaftlichem Rat zur Seite. Und irgendwann merkt auch Richard, dass sich Vaterliebe nicht gerichtlich erzwingen lässt. Die Kamera packt Annies Krankheit in anschauliche Bilder, die die komplizierte Innenwelt der Mittdreißigerin nachfühlen lassen: Wenn sie unter Stress steht, hört sie schrille Sirenen, und morgen aufzustehen bedeutet für sie manchmal, die Füße ins eiskalte Wasser zu stecken. (Anna Steinbauer)

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