A Good American
Dokumentarfilm, AT 2015, Farbe, 100 min., OmdU
Diagonale 2016
Regie, Buch, Kamera: Friedrich Moser
Darsteller:innen: Bill Binney, Kirk Wiebe, Ed Loomis, Diane Roark, Tom Drake, Jesselyn Radack (alle sie selbst); Christopher Beer als junger Bill Binney, Gregor Huter, Mars Mohr
Schnitt: Jesper Osmund, Kirk von Heflin
Originalton: Atanas Tcholakov, Herbert Verdino, Alex Wijnants, Andreas Prescher
Musik: Christopher Slaski, Guy Farley
Sounddesign: Michael Schreiber
Szenenbild: Jana Maya Druskovic
Kostüm: Veronika Susanna Harb
Weitere Credits: Dramaturgie: Michael Seeber,
Story Editing: Jesper Osmund,
CGI & Graphik: Jamie Balliu,
Oberbeleuchter: Artur Höfinger,
Colorist: Lee Niederkofler,
Tonschnitt: Klaus Gartner,
Mischung: Michael Plöderl,
Regieassistenz: Daniel Wunderer,
Produktionsleitung: David Steinbach,
Herstellungsleitung: Peter Janecek,
Senior Producer: Michael Seeber
Produzent:innen: Friedrich Moser
Produktion: blue+green communication
„It’s like the Stasi on supersteroids“ –
Amerika, das Orwell’sche Imperium.
Friedrich Mosers Dokumentarfilm
widmet sich der Geschichte des
NSA-Whistleblowers William „Bill“
Binney und seiner Entwicklung einer
Spionagesoftware zur Prävention
nationaler Bedrohungen. Obgleich
funktionstüchtig, kam diese nie
zum Einsatz – hätte aber womöglich
9/11 verhindern können. Ein
aufklärerischer Dokumentarfilm
im Gewand Hollywoods: über Machtstrukturen
und die Chronologie des
US-amerikanischen Überwachungsapparats.
„It’s like the Stasi on supersteroids“ – Amerika,
das Orwell’sche Imperium. Friedrich Mosers Dokumentarfilm
widmet sich der Geschichte des Whistleblowers
William „Bill“ Binney, der jahrzehntelang für
die NSA arbeitete und sein mathematisches Genie
mit pazifistisch-patriotischer Intention in die Entwicklung
einer Überwachungssoftware steckte, die
effiziente Datenanalysen zur Prävention nationaler
Bedrohungen liefern sollte. Das bahnbrechende Programm
funktionierte, „ThinThread“ kam jedoch nie
zum Einsatz. Stattdessen wurde in ein Milliarden verschlingendes
Nachfolgeprojekt ohne Datenschutzmaßnahmen
investiert, das 9/11 nicht verhindern
konnte. „9/11 is a gift to NSA, we’re gonna get all the
money we need.“
Als perfekt ausgeleuchtete talking heads berichten Binney und andere Expert/innen über Versagen der Sicherheitsbehörden, untragbare Beförderungen und Korruption in der NSA. Nach den Anschlägen von 2001 höhlen der technische Aufrüstungswahn und die totalitären Überwachungs- und Spionagemaßnahmen der US-amerikanischen Geheimdienste heimlich die Demokratie aus. In einer Kombination aus Interviews, Reenactments analoger Datenentschlüsselungsarbeiten, digitalen Grafiken und Archivmaterial von kriegerischen Auseinandersetzungen und Zerstörungsszenarien zeichnet Moser sowohl die Veränderung politischer Konflikte als auch die beängstigenden Entwicklungen der National Security Agency seit Mitte der 1960er-Jahre nach, parallel zum Umbruch vom analogen ins digitale Zeitalter.
Anders als etwa Laura Poitras’ Snowden-Dokumentation Citizen Four geht es in A Good American nicht primär um den Helden, den Whistleblower, sondern vielmehr um geschichtliche Abläufe, Machtstrukturen und eine Chronologie des Überwachungsapparats. Der aufklärerische Gestus steht hier im Vordergrund, ohne dass der Film auf pointiert metaphorische Bilder verzichten würde. Er findet eine Form, die sein politisches Anliegen in die Potenziale des filmischen Mediums und eingeübte Sehgewohnheiten übersetzt. Wie in einem Spionagethriller ist die Welt in einen Schleier gehüllt, den A Good American mit stark stilisierter Ästhetik und einem emotionalisierenden Score Schicht für Schicht aufdeckt. Eine aufklärerische Dokumentation im Gewand Hollywoods.
(Katalogtext, mk)
agoodamerican.org, blueandgreen.info, constantinfilm.at