We Come as Friends
Dokumentarfilm, FR/AT 2014, Farbe, 110 min., OmdU
Diagonale 2016
Regie, Buch, Kamera: Hubert Sauper
Schnitt: Hubert Sauper, Cathie Dambel, Denise Vindevogel
Musik: Slim Twig
Sounddesign: Veronika Hlawatsch
Weitere Credits: Produktionsleitung: Stephanie Bourdin, Marie Tappero
Produzent:innen: Hubert Sauper, Gabriele Kranzelbinder
Produktion: KGP Kranzelbinder Gabriele Production, Adelante Film
Koproduktion: Adelante Films (FR)
Eine neuzeitliche Odyssee, eine
atemberaubende Reise in das Herz
Afrikas: In jenem Moment als der
Sudan, das größte Land des Kontinents,
in zwei Nationen geteilt wird,
tauchen alte Muster der „Zivilisierung“
erneut auf – Kolonialismus,
Machtkämpfe unter Herrschenden
und neue blutige Kriege im Namen
des Glaubens, der Territorien und
Ressourcen. Hubert Sauper nimmt
uns mit zu den unwahrscheinlichsten
Orten und tief in die Gedanken
und Träume der Menschen. Komplex,
tiefgründig und humorvoll.
Mit einer selbstgebauten Propellermaschine –
„it looks like a toy, it’s a funny joke“ – begibt sich
Hubert Sauper auf eine Reise durch Raum und Zeit.
In kaleidoskopisch verwobenen Episoden begleitet er
die Separation des Sudan in zwei unabhängige Staaten,
die Republik Sudan und den Südsudan. Auch
nach der Befreiung vom arabischen Norden kämpft
der als „Land des überflusses“ gepriesene Südsudan
mit bitterer Armut. An die lange, blutige Kolonialgeschichte
anschließend sind es heute (westliche)
Investor/innen sowie bibelfeste und humanitäre
Missionar/innen, die den afrikanischen Staat an ihre
eigene Version einer adäquat „entwickelten“ Zukunft
anzunähern versuchen. Einmal mehr ist es also die
„gütige“ Hand von außen, die unter dem Banner der
Zivilisierung Profit und Macht akquiriert.
Was von den – teils durchaus gut gemeinten
– Absichten auch wirklich Gutes hervorbringt,
ist nicht so einfach zu durchschauen. Sauper verweigert
klare Antworten und nähert sich der komplexen
(süd -)sudanesischen Wirklichkeit nahezu
kommentarlos über die Verzweigung unterschiedlicher
Perspektiven an. Dabei bleibt selbst seine
Rolle als weißer intruder, Beobachter und Botschafter
konsequent widersprüchlich. So gesehen
ist We Come as Friends ein Film der Ambivalenz
– eine erhellende neuzeitliche Odyssee
durch ein Land signifikanter Ungleichzeitigkeiten.
(Sebastian Höglinger, Katalog Diagonale’15)
Dass der Regisseur sich selbst im Pilotenhemd
ins Bild rückt, mag als eine Anspielung auf die zentrale
(bittere) Ironie des Films begriffen werden:
Südsudan ist für Sauper mehr denn je ein Spielball
kolonialer Interessen. Er schließt damit an seinen
weltweit erfolgreichen Film Darwin’s Nightmare an,
in dem er den afrikanischen Viktoriasee als ein Epizentrum
der Globalisierung nahm.
(Bert Rebhandl, Der Standard)
Wir haben immer gesagt, „we come as friends“.
Das ist der Slogan und die größte Lüge der Welt.
Kolonialisten sind nie Freunde (…) Wir haben teilweise
auch etwas gemacht, was nicht im Film vorkommt:
Wir haben mit einem Projektor Filmmaterial
von unserem eigenen Flug vorgeführt. Die Kinder
haben sich sehr gefreut. Und wir haben das gefilmt,
also wie wir als white heroes im Kriegsgebiet supernett
sind. Dieses typische NGO-Gehabe von den
Rettern und Erlösern. Im Film geblieben sind nur die
unklaren Situationen.
(Hubert Sauper, Die Presse-Interview)