Eiszeit
Dokumentarfilm kurz, AT 1983, Farbe, 32 min.
Diagonale 2017
Regie: Wolfgang Strobl
Elf Jahre liegen zwischen zwei Versuchen, das Verhältnis von Jugendkultur, Musik und Haltung filmisch erfahrbar zu machen: aus der Szene heraus (Stadtwerkstadt Linz, U4 Wien u. a.) in Wolfgang Strobls Eiszeit, aus der Außenperspektive des Filmemachers Egon Humer in The Bands.
Wolfgang Strobl übernimmt eines seiner Hauptthemen – Verweigerung – in die eigene Form. In einer delirierenden Mischung aus talking heads und Beobachtungen der Clubs und Bars mit Eisenstein’schen Schockmontagen, düster-metaphorischen Eindrücken der Wiener und Linzer Alltagsrealität sowie Momenten filmischer Materialität ist Eiszeit auch als Kinoerfahrung im besten Sinne unverdaubar – bleibt stecken, ist nicht entlang gewohnter Muster zu verarbeiten, ist genau das, wovon er auch erzählt. Im U4 beim Tanzen und in der Linzer Stadtwerkstatt beim Konzert der Einstürzenden Neubauten bewegen die Jugendlichen ihre Körper zum Rhythmus dieser Lebenseinstellung. Strobl selbst sagt, mit diesem Film sei alles gesagt – zum Thema, zu seiner Generation, zu seiner eigenen Person. Tatsächlich etwas sagen tun in seinem Film vor allem drei Vertreter der Elterngeneration. Deren Plattitüden und Klischees über die Jugend und das Lob ihres revolutionären Potenzials gehen unter im weißen Rauschen eines Films, der sich als in steter Abwärtsbewegung befindlicher Körper inszeniert: hinaus aus der Kälte, hinein in das Kunstlicht und die Dunkelheit.
(Katalogtext, Alejandro Bachmann)
This is not America – Austrian Drifters
Suchbewegungen zwischen Film und Pop (1976–2014)
Sehnsuchtsort Amerika? Ausgehend von jenem Moment, in dem mit der Besetzung der Wiener Arena im Sommer 1976 Pop, Film und politische Haltung in besonderer Weise näher zusammenrückten, untersucht das sechsteilige Programm des Österreichischen Filmmuseums das Ineinander(-Wirken) von Pop und Film: Die Figur des Drifters steht dabei im Zentrum der Überlegung, wie Popkultur in Filmen sichtbar wird, was an Pop grundlegend filmisch sein könnte und wie sich Pop und Film gegenseitig infizieren. Eine sehenswerte Zusammenschau aus Pop, Punk und jeder Menge Pomp – von Dokumentation bis Fiktion, von Experimentalfilm bis Musikvideo, von Österreich bis Amerika.