Sürü
Spielfilm, TR 1979, Farbe, 122 min., OmeU
Diagonale 2018
Regie: Yılmaz Güney
Buch: Yılmaz Güney
Darsteller:innen: Melike Demirag
Tarik Akan
Tuncel Kurtiz
Kamera: İzzet Akay
Schnitt: Özdemir Aritan
Musik: Zülfü Livaneli
Produktion: Güney Film
Eine Blutfehde zwischen zwei kurdischen
Klans treibt zwei Liebende
von Ostanatolien ins ferne Ankara.
Eine existenzielle Reise nimmt
ihren Lauf.
Regisseur Yılmaz Güney
saß aufgrund seiner politischen
Aktivitäten zwölf Jahre in der Türkei im Gefängnis. Ähnlich wie sein
berühmtester Film YOL, ausgezeichnet
mit der Goldenen Palme
von Cannes 1982, wurde Sürü von
Güneys Freund Zeki Ökten nach
schriftlichen, aus dem Gefängnis
geschmuggelten Aufzeichnungen
fertiggestellt. Sürü war der erste
große Kinoerfolg für den damals
noch jungen Filmladen Filmverleih
und läuft in Referenz zum
Wettbewerbsbeitrag Die Legende
vom hässlichen König von Hüseyin
Tabak über Yılmaz Güney.
Der junge Nomade Şivan versucht, sich und seine
Frau Berivan aus der ostanatolischen Hirtenkultur
zu befreien. Aufgrund der Blutfehde, in die ihre beiden
Familien verwickelt sind, entscheiden sie sich dafür,
ihre Schafe zu verkaufen und im fernen Ankara ein
neues Leben zu beginnen. Während der langen Zugfahrt
müssen die beiden zahlreiche Bestechungsgelder
in Form von Schafen zahlen, und einige Tiere
werden gestohlen oder sterben in den stickigen, überfüllten
Waggons. Berivan wird tödlich krank.
(Produktionsnotiz)
Dieser Film des kurdischen, „türkisch assimilierten“
Schauspielers, Autors und Regisseurs Yılmaz
Güney, der mit Unterbrechungen zwölf Jahre lang für
seine politischen Aktivitäten eingekerkert war, brachte
dem Kollektiv Filmladen das Missfallen der österreichischen
türkischen Community. Trotzdem kam sie,
um sich den in ihrer Heimat verbotenen Film anzusehen.
Obwohl alle Filme Güneys auf Türkisch gedreht
sind, gibt es immer wieder kurdische Passagen.
Bezeichnendes Detail: Nach einer Vorstellung sprach
Franz Grafl einen Zuschauer an mit der Bitte, einen
dieser Dialoge, der nicht untertitelt war, zu übersetzen:
Dieser meinte, das sei keine Sprache, er verstehe sie
nicht. Ähnlich wie sein berühmtester Film Yol, ausgezeichnet
mit der Goldenen Palme von Cannes 1982,
wurde Sürü, 1979, außerhalb des Gefängnisses durch
Güneys Freund Zeki Ökten nach schriftlichen, aus
dem Gefängnis geschmuggelten Aufzeichnungen
fertiggestellt. Verbunden mit der weltweiten Unterstützungsinitiative
zur Befreiung Güneys konnte der
Filmladen daraufhin 1982 den preisgekrönten Film in
Österreich verleihen. Der Film wurde für den Filmladen
zum ersten großen Kinoerfolg.
(Katalogtext, Franz Grafl)