JIBRIL
Spielfilm, DE 2018, Farbe, 83 min., OmeU
Diagonale 2019
Regie, Buch, Schnitt: Henrika Kull
Darsteller:innen: Susana Abdulmajid, Malik Adan, Doua Rahal, Emna El-Aouni, Regina Schulte am Hülse, Dikra Rahal, Tobias Müller-Monning, Osama Hafiry, Inaam Wali, Eliana Moral-Falke, Abdul Ahmin Kamouss
Kamera: Carolina Steinbrecher
Originalton: Louis Marioth, Tarek Soltani
Musik: Dascha Dauenhauer
Sounddesign: Niklas Kammertöns
Szenenbild: Theresa Reiwer
Kostüm: Wiebke Lebus
Produzent:innen: Henrika Kull, Sophie Lakow, Carolina Steinbrecher
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF (DE)
— Spektrum: Out of Competition
Diagonale im Dialog: Im Anschluss an die Österreichpremiere findet ein Filmgespräch zwischen Henrika Kull (Regie) und Carolina Steinbrecher (Kamera) mit Mirjam Unger (Filmemacherin) statt. Mit Unterstützung der Diagonale-Hauptsponsorin Steiermärkische Sparkasse.
Maryam und Jibril begegnen einander
auf einer Party und verstehen
sich auf Anhieb. Trotzdem treffen
sie sich erst Jahre später wieder:
Maryam soll im Gefängnis ein Paket abgeben. Der Empfänger ist Jibril,
inzwischen inhaftiert. Die Wiedersehensfreude
ist groß, aber die
Voraussetzungen für eine Romanze
sind nicht die besten. Ein expressiv
und brillant fotografiertes modernes
Märchen über die Frage nach Idealvorstellungen
und Projektionen.
Maryam (Sudana Abdulmajid), eine Irakerin der
zweiten Generation in Berlin, hat als geschiedene
Mutter dreier Mädchen ein ausgefülltes Leben. Aber
sie sehnt sich nach romantischer Liebe, so wie sie in
der libanesischen Telenovela durchdekliniert wird,
die sie tagtäglich schaut. Als sie Jibril (Malik Adan)
wiedersieht, den sie Jahre zuvor auf einer Party
kennengerlernt hat, freut sie sich über seine Avancen,
ungeachtet der Tatsache, dass er gerade im
Gefängnis sitzt. Es entwickelt sich eine platonische,
durchaus serientaugliche Beziehung, die trotz –
oder wegen – der jeweils kurzen und strikt geregelten
Treffen in beiden große Sehnsüchte stillt, aber
auch immer neues Verlangen weckt. Wie gut können
Maryam und Jibril einander wirklich kennenlernen?
Gut genug für eine Ehe?
Kamerafrau Carolina Steinbrecher kommt beiden
Figuren, speziell aber Maryam, in expressiver,
scheinbar leichtfüßiger Kameraarbeit besonders
nah. Fast semidokumentarisch beschäftigt sich
Regisseurin Henrika Kull in ihrem ersten Film mit der
Frage nach Projektionen. Eventuell verliebt man sich
(nur deshalb) in eine Person, weil man in der Interaktion
mit ihr sich selbst am liebsten mag.
(Katalogtext, az)