Exploring Hans Hass
Dokumentarfilm, AT 2019, Farbe+SW, 100 min., 20.03. dOF / 23.03. OmeU
Diagonale 2019
Regie, Buch: Oliver Bruck
Darsteller:innen: Meta Raunig-Hass
Irenäus Eibl-Eibesfeldt
Bernd Lötsch
Kurt Hirschel
Kurt Schaefer
Gerald Weidler
Michael Jung
Jane Goodall
Kamera: Sebastian Postl
Schnitt: Gernot Grassl
Originalton: Nora Czamler / Sebastian Postl
Musik: Marcus Nigsch
Weitere Credits: Produktionsleitung:
Claudia Puck
Zusätzliche Kamera:
Thomas Rossipaul
Unterwasserkamera:
Fritz Hartner
Flugaufnahmen:
Jürgen Moors
Kameraassistenz:
Axel Mentler
Produktionsassistenz:
Julia Hovorka
Hawy Abdel Rahman
Produktions Coach:
Bernadette Stummer
Sprecher Coach:
Ronny Hein
Inhaltliche Beratung:
Michael Jung
Herbert Krill
Andreas Hantschk
Compositing:
Valentin Postl
Digitalisierung:
Fumiko Tsuneishi
Istvan-Attila Ur
Marlen Schieder
Michael Dobnig
Daniela Zahlner
Agnes Reiber
Marco Gstettenhofer
Zdenka Zimnáková
Reza Maleki
Filmentwicklung
Stefanie Weberhofer
Produzent:innen: Sebastian Postl
Produktion: Postlfilm
Per Zufall stößt der Biologiestudent
Oliver Bruck auf kostbares
Filmmaterial, das der 2013 verstorbene
Taucher, Meeresbiologe,
Filmemacher und Humanethologe
Hans Hass eigentlich entsorgen
lassen wollte. Bruck verwebt die
schier unfassbaren Aufnahmen mit
Stimmen von Hass’ ehemaligen
Wegbegleiter/innen. Nach und nach
werden Facetten einer unkonventionellen
Biografie freigelegt und
Hass’ Umgang mit der filmischen
Apparatur reflektiert. Ein Porträt
über das Filmemachen und eine
große Persönlichkeit des österreichischen
Films.
Als der Filmemacher und Biologiestudent Oliver
Bruck in einem österreichischen Privatfundus nach
alten Büchern seines 2013 verstorbenen Vorbildes
Hans Hass stöbert, stößt er auf kostbares Material:
rund zweihundert Filmdosen, die der berühmte
Taucher, Meeresbiologe, Filmemacher und spätere
Humanethologe eigentlich entsorgen lassen wollte.
Darunter unbekannte 16mm- und 35mm-Filme aus
unterschiedlichen Dekaden, die Oliver Bruck – unterstützt
vom Filmarchiv Austria und von der filmkoop
Wien – sichtet, sortiert und zum Anlass einer filmischen
Erkundungsreise nimmt, die ihn in Archive und
zu ehemaligen Wegbegleiter/innen führt.
Geschickt verwebt Oliver Bruck Teile dieses
Fundes mit den persönlichen Erinnerungen der
Gesprächspartner/innen, um nicht nur die Facetten
des beachtlichen Werdegangs von Hans Hass nachzuzeichnen,
sondern auch dessen Umgang mit der
filmischen Apparatur zu erkunden: Neben Tauchgeräten
entwickelte dieser in den späten 1930er-Jahren
Unterwasserkameras, mit Filmen wie Abenteuer
im Roten Meer (1950) oder Unternehmen Xarifa
(1954) gelang ihm der internationale Durchbruch
auf der Kinoleinwand. Filmisch erzählte Expeditionen
unter der Leitung eines Alleskönners, die nicht nur
aufgrund ihrer imposanten Bilder für Furore sorgten:
Hans Hass’ zweite Ehefrau Lotte tauchte als weibliche
Hauptdarstellerin waghalsig mit Haien – eine
Sensation für das Publikum, eine nicht unkomplizierte
Dynamik für das sonst männlich besetzte Expeditionsteam,
wie sich der mittlerweile verstorbene
Tauchpartner Gerald Weidler oder der frühere Assistent
Kurt Schaefer erinnern.
Immer wieder legt Oliver Bruck die eindrucksvollen
Expeditionsaufnahmen neben die gefundenen
Testaufzeichnungen von Hans Hass, um dessen
Blick, dessen Verwendung der Kamera, die sich über
die Jahre veränderte, zu studieren: Gemeinsam mit
dem Evolutionsbiologen Irenäus Eibl-Eibesfeldt
wandte sich Hass ab den 1960er-Jahren verstärkt
der Erforschung des menschlichen Verhaltens zu,
um mit der Kamera als Forschungsinstrument Ausdrucksbewegungen
und Kommunikationsmuster zu
beobachten. Und um sich an der von ihm entwickelten
„Energontheorie“ zu versuchen. Die Anerkennung
aber blieb aus, resümiert Tochter Meta Raunig-Hass
diesen Lebensabschnitt ihres damals kaum präsenten
Vaters. Mit jeder Beschreibung, jeder Erinnerung
und jedem Filmfragment trägt Oliver Bruck Puzzlestücke
zusammen, um die zweifelsohne komplexe
Person Hans Hass zu ergründen. Nicht ohne sein
eigenes Vorgehen zu reflektieren – war das Ausgangsmaterial
doch eigentlich nicht für die Öffentlichkeit
bestimmt. Exploring Hans Hass ist nicht nur
ein überaus facettenreiches Porträt einer außergewöhnlichen
Persönlichkeit, sondern auch ein Film,
der vielschichtig über das Filmemachen nachdenkt.
(Katalogtext, jk)