Die Ahnfrau
Spielfilm, AT 1919, Schwarzweiß, 70 min., stumm
Diagonale 2019
Regie: Louise Kolm-Fleck, Jakob Fleck
Buch: Louise Kolm-Fleck, Jakob Kolm-Fleck
Darsteller:innen: Karl Ehmann, Liane Haid, Max Neufeld, Josef Recht, Eduard Sekler, Eugen Neufeld
Produktion: Wiener Kunstfilm
Kommentiertes Screening
Die Ahnfrau ist ein historischer Film
der österreichischen Filmpionierin
Louise Kolm-Fleck, den die Künstlerin
Amina Handke und die Schauspielerin
und Theatermacherin Aslı
Kışlal neu kontextualisieren und live
kommentieren. Passagen aus dem
Theatertext werden mit biografischen
Fragmenten verbunden, mit
Überlegungen zu Rolle und Arbeit
der Frau im Film und in der Gesellschaft.
Die Autorin Uli Jürgens wird
vor der Aufführung eine Einführung
zu Louise Fleck geben.
Die Ahnfrau (1919) ist ein Stummfilm der Pionierin
Louise Kolm-Fleck und ihres Mannes Jakob Fleck,
den die Künstlerin Amina Handke und die Schauspielerin
und Theatermacherin Aslı Kışlal live kommentieren.
Passagen aus dem Theatertext werden mit
biografischen Fragmenten und historischem Kontext
verbunden, mit Überlegungen zu Rolle und Arbeit der
Frau im Film und in der Gesellschaft. Die Autorin Uli
Jürgens wird vor der Aufführung eine Einführung zu
Louise Kolm-Fleck geben.
Das Leben der Regisseurin Louise Kolm-Fleck
(1873–1950) liest sich wie eine Parabel auf die österreichische
Filmgeschichte: der rasante Aufstieg des
Stummfilms, die goldene Zeit in den 1920er-Jahren,
der Wechsel zum Tonfilm, die Vertreibung österreichischer
Filmschaffender durch die Nationalsozialisten,
das Vergessen nach 1945. Diese Frau leistete
kinematografische Pionierarbeit. Sie schrieb zumindest
zwei Dutzend Drehbücher und führte weit über
einhundert Mal Regie. Louise Kolm-Fleck war Enkelin
eines Kunstfeuerwerkers und Tochter des Besitzers
des Stadtpanoptikums am Kohlmarkt. Sie war
in vielem eine Vorkämpferin, manchmal fortschrittlich,
meist traditionsverbunden. Sie war gleichzeitig
ruhender Pol und treibende Kraft. Sie war eine kleine,
resolute und humorvolle Person. Wir sollten uns an
sie erinnern.
(Uli Jürgens)
Die Ahnfrau des Hauses Borotin wurde einst von
ihrem Gatten getötet. Nach einer Sage muss sie so
lange wandeln, bis das Geschlecht der Borotin verschwindet.
Berta von Borotin, die vermeintlich einzige
Nachfahrin ihres Geschlechts, verliebt sich unwissentlich
in ihren tot geglaubten Bruder und findet
daraufhin mit ihm und ihrem Vater den Tod. So kann
die Ahnfrau endlich Ruhe finden.
1919 führte Louise Kolm-Fleck gemeinsam mit
Jakob Fleck bei der Verfilmung von Franz Grillparzers
erstem Bühnenstück „Die Ahnfrau“ (1817)
Regie. Diese Regiearbeit war eine von mehr als
hundert der ersten Filmregisseurin Österreichs. Es
ist nicht unwahrscheinlich, dass die Filmpionierin
gar zu den ersten Filmemacherinnen weltweit zählt.
Louise Kolm-Fleck war jedoch nicht nur Regisseurin,
sondern unter anderem auch Drehbuchautorin
und Produzentin.
Amina Handke und Aslı Kışlal nähern sich dem
Schaffen dieser wegweisenden Filmpionierin über
einen ihrer wenigen fast vollständig erhaltenen Filme:
Eine Kopie von Die Ahnfrau wurde erst 1990 in
Brasilien (wieder-)entdeckt und vom Filmarchiv Austria
restauriert. Hundert Jahre nach seiner Entstehung
wird der Film anlässlich des historischen Specials
der Diagonale von Texten, Kommentaren und
Tonquellen begleitet, anstelle von – wie bei Stummfilmen
üblich – Musik: Handke und Kışlal begeben
sich in einen Dialog mit dem Film. Passagen aus
dem Theatertext werden mit biografischen Fragmenten
und historischem Kontext verbunden, mit
Überlegungen zu Rolle und Arbeit der Frau im Film
und in der Gesellschaft. Die Filmpionierin trug viele
Namen: Louise Veltée, Louise Kolm, Louise Fleck.
Mit der Auswahl ihres Werks soll sie als „Ahnfrau“
stellvertretend für viele Frauen der (Film-)Geschichte
stehen. Eine Geschichte, deren Erzählung in Bezug
auf die Protagonistinnen viele Leerstellen aufweist.
(Amina Handke und Aslı Kışlal)