Kottan ermittelt: Der Geburtstag (Folge 2)
Spielfilm, AT 1977, Farbe, 87 min., dOF
Diagonale 2019

Regie: Peter Patzak
Buch: Helmut Zenker
Darsteller:innen: Peter Vogel, C.A. Tichy, Walter Davy, Bibiana Zellner, Erni Mangold, Hanno Pöschl
Kamera: Michael Epp
Schnitt: Traude Kollmann
Originalton: Rolf Schmidt-Gentner
Produktion: ORF, Satel
Zwei ORF-Produktionen aus den
1970er-Jahren entwerfen ein selbstkritisches
Österreichbild und zeigen
Hanno Pöschl als jungen Schauspieler
im Fernsehen: Als frisch
gelernter Betriebsassistent liegt ihm
in Die Industrie entlässt ihre Kinder
nicht nur die Wirtschaftlichkeit der
heimischen Stahlfirma am Herzen,
sondern auch die hübsche Anni. In
der zweiten Folge der Polizeisatire
Kottan ermittelt wird Pöschl als
trinkfreudiger Bahnarbeiter in einen
Mordfall verwickelt.
Seinen 45. Geburtstag verbringt Kottan wie
jedes Jahr im Kreise seiner Familie und der Kollegen.
„Wieder ein Schritt näher an der Pension“, scherzt
der einbeinige Schremser. Auch der Ort, an dem das
Fest steigt, ist immer derselbe: der Schrebergarten
in der Polizistensiedlung – allerdings ist es Winter
und eisig kalt. Doch auch das hat Tradition. Denn
Fans der kultigen Polizeisatire um den latent rassistischen,
frauenfeindlichen und faulen Inspektor
wissen: Stete Wiederholung ist dann irgendwann
doch verdammt lustig. So wie die Running Gags,
die sich über alle Folgen spannen und zu Klassikern
mutiert sind: die ruckartig aufgestoßene Fahrertür
des Polizeiautos, die jeden Verbrecher zu Fall bringt,
der siedend heiße Kaffee, an dem sich Kottan immer
verbrennt, und die harsche Antwort „Inspektor gibt’s
kaan“, wenn der Polizeimajor Adolf, in den ersten
beiden Folgen verkörpert von Peter Vogel, mal wieder
falsch angeredet wird. Natürlich gehören auch der
obligatorische Blick in die Kamera und die selbstkritischen
Seitenhiebe Kottans auf die schrecklichen
Krimiserien im Fernsehen dazu. Zwei Morde
ereignen sich natürlich auch, die der Ermittler dann
lösen muss, obwohl sie in den Zuständigkeitsbereich
seiner niederösterreichischen Kollegen fallen. Doch
die sind unfähig, und außerdem ist Kottans Tochter
ins Geschehen involviert: Sie hat nämlich eine Affäre
mit einem Soldaten, dessen Verlobte tot aufgefunden
wird. Auch ein zweiter Mordfall, in den der junge
Pöschl als trinkfreudiger Bahnarbeiter verwickelt ist,
bereitet dem Polizistenteam keine größeren Schwierigkeiten.
Kultstatus erreichte die Serie spätestens
nach der Ausstrahlung der Geburtstags-Folge im
Juni 1977, woraufhin der ÖVP-Abgeordnete Walter
Suppan sich öffentlich darüber echauffierte, dass der
Fernsehfilm das Ansehen der Exekutive herabsetze
und das Vertrauen in den Polizeiapparat untergrabe.
Und Pöschl sieht man ab diesem Zeitpunkt häufig im
österreichischen Fernsehen.
(Katalogtext, ast)
Dank an Die Südsteirische Weinstraße