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Portrait Jelinek (aus dem ORF-Magazin „Kontakt“)
Dokumentarfilm kurz, AT 1970, 7 min., dOF
Diagonale 2021

Regie: ORF ORF
Darsteller:innen: mit Elfriede Jelinek, Robert Schindel

 

Elfriede Jelinek wurde 1976 eingeladen, im Rahmen der ORF-Serie Vielgeliebtes Österreich einen Beitrag zu Ramsau am Dachstein zu gestalten. Der Film dekonstruiert Stück für Stück jene Mythen der Natürlichkeit, die die Basis für den Erfolg der Fremdenverkehrsindustrie bilden. Ramsau am Dachstein, frisch wie am ersten Tag und unverändert aktuell (Stichwort: Ischgl), ein Schlüsselwerk der österreichischen Filmgeschichte, sollte ihre letzte Fernseharbeit bleiben. „Kontakt“, ein im Revolutionsjahr 1968 erstmals ausgestrahltes Magazin der Jugendredaktion des ORF, widmete ihr ein Porträt.

Dass Elfriede Jelineks erste Buchpublikation, der Roman „wir sind lockvögel baby!“, gleich im großen Rowohlt Verlag erschien, war eine Sensation. Eine Autorin aus Österreich, gerade mal 24 Jahre alt, die 1966 mit ersten Gedichten an die Öffentlichkeit getreten war: Das erregte Aufsehen, auch ein gewisses Medieninteresse. „Kontakt“, ein im Revolutionsjahr 1968 erstmals ausgestrahltes Magazin der Jugendredaktion des ORF, widmete ihr ein Porträt. Jelinek liest darin aus „wir sind lockvögel baby!“, spielt Orgel und formuliert brisante Statements über ihre Rolle in der Gesellschaft. Das Bild der Autorin, das die Fernsehzuseher/innen hier erstmals zu sehen bekamen, enthält bereits alle Ingredienzen, die die (Selbst-)Inszenierung Jelineks auch in der Zukunft ausmachen sollten: eine modische Intellektuelle, rebellisch und experimentell, (1) das Gemälde von Robert Zeppel-Sperl, das noch jahrelang auf vielen Fotos Jelineks auftauchen wird, die Musik Messiaens und schließlich auch ihr eigener Text, dessen Relevanz als „Konsum- oder Trivial- oder Illustriertenroman“ sie gleich mitreflektiert. Nach einem kurzen Interludium, begleitet vom Beatles-Song „All Together Now“, folgt in „Kontakt“ das Interview mit einer 15-Jährigen, die eben zur österreichischen Nähprinzessin gekürt wurde; Prinzessinnendramen sollten Jelinek Jahre später noch beschäftigen.
(Dietmar Schwärzler, Sylvia Szely)


(1) Siehe Peter Clar, „Selbstpräsentation“, in: Pia Janke (Hg.): Jelinek-Handbuch, Stuttgart, Weimar 2013, S. 24.

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