JEDERMANN UND ICH – Ein Porträt in 3 Kapiteln
Dokumentarfilm, DE/AT 2023, Schwarzweiß, 74 min., OmeU
Diagonale 2023
Regie: Katharina Pethke, Philipp Hochmair
Buch: Katharina Pethke, Philipp Hochmair
Kamera: Katharina Pethke, Eric Bossaller
Schnitt: Katharina Pethke, Philipp Hochmair, Julia Steinke
Originalton: Philipp Hochmair, Timo Selengia
Musik: Gerriet K. Sharma, Die Elektrohand Gottes
Sounddesign: Clemens Endreß
Produzent:innen: Katharina Pethke, Philipp Hochmair
Wie porträtiert man jemanden, bei dem man sich nie sicher sein kann, wer er eigentlich ist? Nach den Filmen JEDERMANN (2016) und JEDERMANN UND ICH (2021) ist dies der dritte, diesmal vom Protagonisten selbst initiierte Versuch, dem Schauspieler Philipp Hochmair filmisch nahezukommen. Über drei Kapitel hinweg gerät Hochmair zunehmend aus dem Fokus und die Form des Porträts selbst in den Blick eines Essays in Schwarz-Weiß.
Wie porträtiert man jemanden, bei dem man sich nie sicher sein kann, wer er eigentlich ist? Jemanden, der das Vorspielen zum Beruf gemacht hat und der in Talkshows als „Ausnahmeschauspieler“ vorgestellt wird? Jemanden wie Philipp Hochmair, der alle Rollen auf einmal spielt, wie etwa in seiner Soloinszenierung von „Jedermann“?
Nach den Filmen JEDERMANN (2016) und JEDERMANN UND ICH (2021) ist JEDERMANN UND ICH – Ein Porträt in 3 Kapiteln nun der dritte, diesmal vom Protagonisten selbst initiierte Versuch, jemandem filmisch nahezukommen, der zugleich alle und niemand ist. Wer den ersten Film kennt, weiß, dass die Annäherung an die Person Hochmairs zum Scheitern verurteilt ist. Dieses Scheitern aber wendet Pethke im neuen Film einmal mehr ins Produktive und macht es zum schwarz-weißen Hintergrund, vor dem sie ihr Material zu E-Gitarren-lastigem Sound ausbreitet: Hochmair schlafend, Hochmair essend, Fotos aus der Künstlergarderobe oder Auftritte als Jedermann treffen auf Naturaufnahmen und eine komplexe Soundcollage. Über drei Kapitel hinweg verschiebt sich der Fokus weg von der Person Hochmairs hin zu einer Untersuchung der filmischen Porträtform selbst. Während im ersten Kapitel Hochmairs Audionotizen dominieren, ist es im dritten Teil ein von Pethke eigens eingesprochenes Voice-over, in dem sie das Nähe-Distanz-Verhältnis von Filmemacherin und Protagonist in seiner Struktur zu fassen versucht. Im Zentrum immer die Dreiecksbeziehung: Hochmair – Pethke – Kamera. Letztere liefert Close-ups und verschwommene Bilder, denen man beim Fokussieren zusehen kann und die unerlässlich „Wer bist du?“ fragen. Damit kreist JEDERMANN UND ICH – Ein Porträt in 3 Kapiteln um nichts Geringeres als das Wirklichkeitsversprechen des Dokumentarischen.
Nicht erst seit der Arbeit an JEDERMANN realisiert Pethke Porträts, die dem Porträtieren selbst misstrauen. Auf die Frage hin, warum auf JEDERMANN 2021 JEDERMANN UND ICH folgte, antwortete Pethke 2021 in einem Interview: „Ich hatte nach dem ersten Film das Gefühl, ich habe noch nicht ganz verstanden, was da passiert ist, und hab dann den neuen Film angefangen. (…) Diese beiden Positionen klar zu haben – ich, die (beobachtende) Dokumentarfilmerin, er der Wechsler der Rollen und Identitäten, ich, die einen Film machen möchte, und er, der darauf angewiesen ist, angeschaut zu werden – all das ist eine total spannende Beziehungskonstellation, und ich muss daraus aus meiner Perspektive erzählen, als ein Porträt über Bande sozusagen.“
Ob nun alles geklärt ist, bleibt – zum Glück! – auch dieses Mal offen.
(Katalogtext, ek)
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