Diagonale
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Unter Dir die Stadt
Spielfilm, DE/FR 2010, Farbe, 105 min., OmeU
Diagonale 2024

Regie: Christoph Hochhäusler
Buch: Ulrich Peltzer, Christoph Hochhäusler
Darsteller:innen: Nicolette Krebitz, Robert Hunger-Bühler, Mark Waschke, Corinna Kirchhoff
Kamera: Bernhard Keller
Schnitt: Stefan Stabenow
Originalton: Michael Busch
Musik: Benedikt Schiefer
Sounddesign: Rainer Heesch
Szenenbild: Tim Pannen
Kostüm: Birgitt Kilian, Meike Stangier
Produktion: Heimatfilm
Koproduktion: WDR (DE), ARTE, DFFF (DE)

 

Der einflussreiche Vorsitzende (Robert Hunger-Bühler) einer deutschen Bank fühlt sich zur attraktiven Frau (Nicolette Krebitz) eines seiner Angestellten hingezogen. Als Mann der Macht versetzt er seinen Kontrahenten nach Asien. Die biblische Erzählung von David und Batseba in neuem Gewand: Unter den glänzenden Fassaden der Bürotürme der Frankfurter Hochfinanz tobt ein bitterer Kampf ums Überleben. Ein Film über den verzweifelten Versuch, gegen die Versuchung zu bestehen.

„Es wird ein bisschen scheppern. Aber probieren wir es.“ Die feindliche Übernahme eines Konzerns sorgt bei der Besprechung des Aufsichtsrats einer großen deutschen Bank nur für eine kurze Diskussion. Die Sache ist klar, denn Roland Cordes (Robert Hunger-Bühler) hat entschieden. Auch sonst weiß Cordes sehr genau, was er will. Macht und Geld selbstverständlich, aber auch die Frau seines Angestellten Oliver Steve (Mark Waschke), der eben seinen neuen Job in Frankfurt am Main angetreten hat.

Die erste zufällige Begegnung von Cordes und Svenja (Nicolette Krebitz) geschieht ausgerechnet, als der mächtige Manager für ein Fotoshooting vor den riesigen Fenstern seines Büroturms posiert. Ab diesem Moment hat der Banker des Jahres einen neuen Ausblick. Doch wer hat – eine entscheidende Frage – eigentlich wen im Visier? Am Anfang sei die Erinnerung an die biblische Geschichte von David und Batseba gestanden, so Christoph Hochhäusler, eine Erzählung über den Missbrauch von Macht. Wie David, der König, die schöne Batseba begehrt und deshalb Uria an die Front und in den Tod schickt, versetzt Cordes seinen Angestellten nach Indonesien, um freie Bahn zu dessen Frau zu haben. Doch kann das Begehren, selbst aus Liebe, eine solche Tat rechtfertigen?

Unter dir die Stadt ist ein Film über die Versuchung und den Versuch, ein richtiges Leben im falschen zu führen. In unterkühlten Bildern fängt die Kamera von Bernhard Keller die Architektur von Bürogebäuden und Wohnungen in der Finanzmetropole ein, wo unter den Fassaden und Oberflächen ein bitterer Kampf ums Überleben tobt. Wie eine trotzige und zugleich unnahbare Außenseiterin bewegt sich Svenja durch diese Welt, unberechenbar und herausfordernd. Womit sie dem scheinbar unerschütterlichen Machtgefüge bald erste Risse zufügt.

„Woran würdest du mich erkennen?“, fragt Cordes seine Frau, als die Affäre auffliegt und alles zu zerstören droht. „Ich meine nicht äußerlich.“ Scheitert der König, der Tausende Arbeitsplätze aufs Spiel setzt und zum Stressabbau Junkies beim Fixen zusieht, letztlich an der Wahrnehmung seiner selbst als unbesiegbarer Machtmensch? Als „unzuverlässige Erzähler“ bezeichnet Hochhäusler seine Hauptfiguren, weil ihnen nicht zu trauen sei. Vielleicht sind sie aber aufgrund ihrer Unzuverlässigkeit berechenbar im Gegensatz zu dem, was am Ende kommt: ein letzter Blick aus dem Fenster auf die Straße, hinunter auf die Stadt. Etwas geschieht und wird alles verändern. „Es geht los.“ (Michael Pekler)

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