Fieber
Spielfilm kurz, DE 1999, Farbe, 13 min., dOF
Diagonale 2024
Regie: Christoph Hochhäusler
Buch: Christoph Hochhäusler, Benjamin Heisenberg
Darsteller:innen: Sarah Masuch, Uli Hakel, Stefan Lehnen, Matthias Hochhäusler
Kamera: Bernhard Wagner
Schnitt: Nicole Fischer
Musik: Patrick Buttmann
Produzent:innen: Bernd Krause, Mario Stefan
Produktion: Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF), Fieber Film
Paul filmt seine Schwester Vera. Im Badezimmer, beim Ausgehen. Seine Kamera wird zu einem Instrument der Kontrolle, die ihm schon bald entweicht. In seinem frühen Kurzspielfilm erkundet Christoph Hochhäusler die Potenziale von digitalen Kameras zwischen Homemovie und Voyeurismus. Und stellt Fragen, die für sein weiteres Schaffen entscheidend sein werden: Wie mit der Kamera Beziehungen zwischen Menschen herstellen? Und welches Schicksal blüht jenen, die für immer vom unheilbaren Filmfieber befallen wurden?
Christoph Hochhäuslers früher Kurzspielfilm ist eine Etüde in mehrfacher Hinsicht. Es geht darum, Dinge auszuprobieren, mit der Kamera, dem Auge des Filmemachers. Sie wird durch den Raum getragen, schwingt auf einer Schaukel oder bewegt sich flüssig zwischen Autoscheiben. Es geht aber auch darum, zu erkunden, wie sie zum Gebrauchsgegenstand wird. Wir sind im Jahr 1999, die digitale Technik ist auf dem Vormarsch. Für Paul (Ulrich Hakel) ist der handliche Camcorder ein Instrument, um Kontrolle über die begehrte und doch distanzierte Schwester Vera (Sarah Masuch) auszuüben: Er filmt sie obsessiv, im Badezimmer, beim Ausgehen im Club. Zwischen Homemovie und Voyeurismus nähert sich Hochhäusler einer Frage, die für sein weiteres Schaffen bestimmend sein wird: Wie kann die Kamera in die Intimität von Beziehungen vordringen? Und besteht für jene, die einmal dem Filmfieber erlegen sind, überhaupt noch Aussicht auf Heilung? (Philipp Stadelmaier)