Diagonale
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Hacking at Leaves
Dokumentarfilm, AT 2024, Farbe, 108 min., eOmdU
Diagonale 2024

Regie, Buch: Johannes Grenzfurthner
Darsteller:innen: Johannes Grenzfurthner, Max Grodénchik, Morningstar Angeline, Chase Masterson, Dan Jovanovic
Kamera: Florian Hofer, Daniel Hyde, Günther Friesinger
Schnitt: Sebastian Schreiner
Originalton: Jürgen Kohlhauser, Daniel Hyde, Eddie Codel, Johannes D'Amico, David Hebenstreit
Musik: David Hebenstreit
Sounddesign: Daniel Hasibar
Weitere Credits: Interviews mit: Ryan Finnigan, Sunny Dooley, Stefan Yazzie, Karletta Chief, Raven Chacon, Manny Wheeler, Jello Biafra, Erik Davis, Cory Doctorow, Kudra Owens, Jasmin Hagendorfer u.a.
Produzent:innen: Johannes Grenzfurthner, Günther Friesinger, Jasmin Hagendorfer
Produktion: monochrom

 

Ein echter falscher amerikanischer Film von und mit dem falschen echten (nieder-)österreichischen Filmemacher Johannes Grenzfurthner. In einem gelben Strahlenschutzanzug steckend harrt der vorausschauende Hacker und mediale Tausendsassa des nuklearen Endes aller Dinge, während er die koloniale Vergangenheit der Vereinigten Staaten zu decodieren versucht. Im Zentrum: eine Bastlerwerkstatt in Durango, Colorado. Doch dann mischt sich Uncle Sam in die Produktion des Films ein, und die Dinge geraten außer Kontrolle.

Ein echter falscher amerikanischer Film von und mit dem falschen echten (nieder-)österreichischen Filmemacher Johannes Grenzfurthner. In einem gelben Strahlenschutzanzug steckend und mit Videokassetten und alten Röhrenfernsehern hantierend erklärt der Hacker und mediale Tausendsassa sein Problem: Er wollte eine Dokumentation über die amerikanischen Urtugenden Optimismus und Freiheit drehen, einen Film über einen „Makerspace“, eine Bastlerwerkstatt in Durango, Colorado, die in der Covid-Pandemie medizinisches Equipment herstellte, in einer Gegend, die altes Navajo-Land ist. Uncle Sam, der auch seinen Auftritt hat, ist begeistert. Dann begreift Grenzfurthner, worauf sein Vorhaben zusteuern muss: auf einen Film über Siedlerkolonialismus, Pandemien und den allgemein erwarteten Untergang der Welt. Auf einen Film über die USA eben. Sieht Uncle Sam natürlich anders.

Dem gelb verhüllten Filmemacher bleibt nichts anderes übrig, als beide Filme zu machen. Und, aus seinem Dilemma (und seiner Verhüllung) heraus, andere zu Wort kommen zu lassen: Aktivist:innen, Künstler:innen und Tech-Nerds. So wird eine Überschneidung zwischen der Navajo- (oder Diné-)Community und der Hacker- und Do-it-yourself-Bewegung deutlich: Vielleicht können nur indigene Epistemologien, anarchosyndikalistische Strategien und autonom organisierte Gegengesellschaften das bestehende System „hacken“, umprogrammieren, fundamental umbauen.

Genau das tut auch Grenzfurthner, indem er sich in Schale schmeißt und ins nie fertiggestellte österreichische Kernkraftwerk Zwentendorf einsteigt. Der Anzug schützt – vor den nuklearen Katastrophen der Vergangenheit (die Verseuchung des Navajo-Landes durch Uranabbau und Atombombentests) und der Zukunft (die Geopolitik lässt grüßen). Aber auch vor Viren, neoliberalen Ideologien und der Verstrahlung von digitalen Bildern, die nur konsumiert, mit denen aber nichts gebaut werden kann. Es geht hier darum, nicht einfach einen „Film“ zu erstellen, sondern einen Werkzeugkasten, der zum Selbst-Handanlegen animiert. Wer den Weltuntergang abwenden will, muss sich von Grenzfurthner in die Technik des Laub-Hackens einführen lassen, die darauf abzielt, einem schon seit Langem morschen System endlich die Wurzeln auszureißen. (Philipp Stadelmaier)

Der Standard schenkt allen Besucher:innen eine Flasche MAKAvA delighted ice tea.

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