Diagonale
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Club Zero
Spielfilm, AT/GB 2023, Farbe, 110 min., eOmdU
Diagonale 2024

Regie: Jessica Hausner
Buch: Jessica Hausner, Geraldine Bajard
Darsteller:innen: Mia Wasikowska, Ksenia Devriendt, Sidse Babette Knudsen, Luke Barker
Kamera: Martin Gschlacht
Schnitt: Carina Ressler
Originalton: Patrick Veigel
Musik: Markus Binder
Sounddesign: Erik Mischijew
Szenenbild: Beck Rainford
Kostüm: Tanja Hausner
Produzent:innen: Bruno Wagner, Johannes Schubert
Produktion: Coop99 Filmproduktion

 

Ein harmloser Sesselkreis wird zur sektenhaften Gemeinschaft mit dem Ziel, das Essen vollständig aufzugeben: Club Zero nennt sich der Zusammenschluss, den Miss Novak ihren Schüler:innen im Rahmen eines Wahlfachs schmackhaft macht. In Jessica Hausners Psychodrama um eine manipulative Lehrerin werden kritische Fragen rund um Konsumverhalten, radikale Protestformen und Körperkult einer auf Leistung basierenden Gesellschaft satirisch und stilsicher auf die Spitze getrieben.

Vegan ist out, bewusste Ernährung ist in. Je weniger man isst, desto besser. Zumindest wenn es nach der neuen Lehrerin Miss Novak geht, die an einer englischen Eliteschule zu unterrichten beginnt. Was als harmloser Sesselkreis anfängt, wird bald zur sektenhaften Gemeinschaft, die fanatisch ein Ziel verfolgt: das Essen vollständig aufzugeben. Club Zero nennt sich der Zusammenschluss, den Miss Novak ihren Schüler:innen im Rahmen eines Wahlfachs schmackhaft macht. Ohne Unterlass wiederholt die stets distanziert-freundliche Lehrerin ihre Glaubenssätze, die ihre Schützlinge nach und nach verinnerlichen: Es geht darum, Konsum zu reduzieren, fit zu bleiben, den eigenen Körper zu kontrollieren und dabei auch noch die Umwelt zu schonen. Zuerst soll das Stück Schokolade bewusst langsam genossen werden, dann werden die Teenager in die Geheimisse des Verdauungsprozesses eingeweiht. Als einige Eltern sich schließlich Sorgen um ihre die Nahrung verweigernden Kinder machen, ist die Situation bereits außer Kontrolle geraten.

Jessica Hausners Psychodrama kreist um die manipulative Ernährungsberaterin (Mia Wasikowska), die das Vertrauensverhältnis zu ihren Schüler:innen missbraucht und diese in eine gefährliche Abhängigkeit stürzt. Der Kurs entwickelt sich mit viel Gerede über Selbstoptimierung unter dem Deckmantel der Willensstärke und der Rebellion immer mehr zu einem eingeschworenen Club der Essgestörten, die sich darüber freuen, sich nicht mehr übergeben zu müssen. Mit viel Liebe zum Detail, in durchkomponierten Bildern und mit einem eindringlichen Soundtrack, der das zunehmende Unbehagen musikalisch untermauert, treibt Hausner das Spiel um Kontrolle und Verführung auf einen absurden Höhepunkt. So lange, bis sich der Hautton der Schüler:innen ihren stylish-knalligen gelben Uniformen angepasst hat. Die entrückte Satire, die ihre Weltpremiere in Cannes feierte, verhandelt kritische Fragen rund um kapitalistisches Konsumverhalten, radikale Protestformen und Körperkult einer auf Leistung und Erfolg basierenden Gesellschaft. Der Schauplatz für ideologische Kämpfe bleibt weiterhin: der eigene Körper. (Anna Steinbauer)

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