Gastarbeiter (Dragutin Trumbetaš)
Animation, BRD 1977, Farbe+SW, 17 min., kein Dialog
Diagonale 2024
Regie, Buch: Bogdan Žižić
Darsteller:innen: Dragutin Trumbetaš
Kamera: Ernest Gregl, Želimir Guberović
Schnitt: Martin Tomić
Produktion: Zagreb Film
Bogdan Žižić präsentiert die Illustrationen des Künstlers Dragutin Trumbetaš, der den Alltag von Arbeitsmigrant:innen in Frankfurt am Main festhielt. In den melancholischen Zeichnungen treffen jugoslawische Träume auf deutschen Rassismus. Dazu filmt Žižić den Wohlstand der Siebziger, Werbung, das beginnende „Mainhattan“ in Frankfurt. Es geht bergauf. Aber der Gipfel ist leer, Straßenschilder weisen nach Belgrad, Zagreb und Ankara. Eine Parade der Kontraste, die viel mit überlappendem Sound arbeitet.
„So ein Tag, so wunderschön wie heute …“ Der Frankfurter Fasching rahmt diesen Film. Er scheint das zu sein, was den Gastarbeiter:innen in Deutschland am fremdesten ist, auf sie urdeutsch wirkt. Bogdan Žižić nimmt für diesen Film über die Arbeitsmigration seiner jugoslawischen Landsleute Zeichnungen von Dragutin Trumbetaš als Basis. Soundfragmente aus der Werbung, aus Schlagern und von der Straße überlappen sich. Die Lebenswelt der Arbeiter:innen wird verdichtet zu einer Parade der Kontraste: Mitten im Wohlstandspanorama der Siebzigerjahre lebt es sich in einem eigenen Biotop zwischen verschachtelten Treppenhäusern, Trinkhallen und Baustellen. Enge dominiert, dazwischen kurze Schneisen in die Freiheit. Ruhige, nachdenkliche, melancholische Bilder, die gefilmten wie die gezeichneten, kontrastieren deutschen Rassismus und jugoslawische Träume. Es sind Bilder von Pin-up-Girls an der Wand, vom Audi 100, von der Rückkehr. Überall ist es besser, wo wir nicht sind. (Rüdiger Suchsland)