Inventur – Metzstraße 11
Dokumentarfilm kurz, BRD 1975, Farbe, 9 min., OmeU
Diagonale 2024
Regie: Želimir Žilnik
Buch: Želimir Žilnik
Kamera: Andrej Popović
Produktion: Alligator Film (München)
Das Dispositiv ist simpel und genial: Die Bewohner:innen eines Münchner Wohnblocks, meist Gastarbeiter:innen, treten im Stiegenhaus nacheinander vor die statische Kamera, stellen sich vor und verlassen die Einstellung wieder. Die Herkunftsländer variieren ebenso wie die Statements und die vor der Kamera verbrachte Zeit. Žilniks Defilee ist mehr als ein Zeitdokument: eine filmische Positionierung von großer formaler Präzision, die aus dem bürokratischen Akt der Inventur eine menschliche Bestandsaufnahme macht.
Das Dispositiv ist simpel und genial: Die Bewohner:innen eines Münchner Wohnblocks, meist Gastarbeiter:innen, treten im Stiegenhaus nacheinander vor die statische Kamera, stellen sich kurz vor und verlassen die Einstellung wieder. Die Herkunftsländer variieren ebenso wie die Statements, die Sprachen und die vor der Kamera verbrachte Zeit. Einige sind zufriedener als andere mit ihrer Wohnung, ihrer Arbeitssituation oder Deutschland im Allgemeinen. Eine ähnliche Szene findet sich im etwa zeitgleich gedrehten Ici et ailleurs von Jean-Luc Godard, wo Statist:innen Fotografien vor einer fixierten Kamera entlangtragen. Die inszenierte Zergliederung der filmischen Bewegung in Einzelbilder entspricht bei Žilnik einem Defilee von Nachbar:innen, das den bürokratischen Akt der Inventur durch eine menschliche Bestandsaufnahme ersetzt: ein Kontinuum unterschiedlichster Personen, die doch mit- und nebeneinander leben. (Philipp Stadelmaier)