Diagonale
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Angst
Spielfilm, AT 1983, Farbe, 79 min., dOF
Diagonale 2024

Regie: Gerald Kargl
Buch: Gerald Kargl, Zbigniew Rybczyński
Darsteller:innen: Erwin Leder, Silvia Rabenreither, Edith Rosset, Rudolf Götz
Kamera: Zbigniew Rybczyński
Schnitt: Zbigniew Rybczyński
Originalton: Rolf Wiegand
Musik: Klaus Schulze
Kostüm: Michaela Donau
Weitere Credits: Eine neu rekonstruierte und digital restaurierte Fassung des Filmarchiv Austria
Produzent:innen: Gerald Kargl, Josef Reitinger-Laska
Produktion: Gerald Kargl

 

Lose auf einem realen Kriminalfall Bezug nehmend, erzählt Gerald Kargl in seinem einzigen langen, von Klaus Schulze kongenial vertonten Spielfilm von einem namenlosen jungen Mann (Erwin Leder), der, gerade aus dem Gefängnis entlassen, in einer Villa auf Menschenjagd geht. Auch gut 40 Jahre nach seiner Entstehung hat dieses Ausnahmewerk, das psychologische Einfühlung mit einer distanzierten, fast mechanischen Bildsprache verbindet, nichts von seiner Radikalität verloren.

Ein Film, der kein Außen kennt. Von Anfang an sind wir nicht unbedingt im Kopf, aber doch in der Welt eines namenlosen jungen Mannes (Erwin Leder), der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. In diesem gelandet sei er, so erzählt eine Voiceover-Stimme, die wir ihm selbst zuordnen müssen, nachdem er eine Frau umgebracht habe. Dieselbe Stimme lässt keinen Zweifel daran, dass der Mann nach seiner Freilassung genau dort weitermachen wird, wo er vor der Inhaftierung aufgehört hat.

So kommt es auch. In meist langen, echtzeitartigen, oft von schräg oben gefilmten Einstellungen, die an die Bildsprache heutiger Computerspiele erinnern, folgen wir dem Jäger bei der Suche nach seiner Beute. Eine Taxifahrerin kommt mit dem Schrecken davon, die drei Bewohner:innen einer ausladenden großbürgerlichen Villa haben weniger Glück. Stets mit dabei: die seelenruhige Erzählerstimme aus dem Zentrum des Bösen. Zu der sich immer wieder Klaus Schulzes treibende, flächige Elektrobeats gesellen.

Angst ist bis heute Gerald Kargls einziger langer Spielfilm. Ein zunächst kontrovers aufgenommenes Ausnahmewerk, dem ein über Jahrzehnte gewachsener, von prominenten Fans wie Gaspar Noé befeuerter Kultstatus nichts von seiner Radikalität genommen hat. Mehr als das blutrünstige Geschehen schockiert die Verbindung von psychologischer Einfühlung (die Stimme legt nahe, dass der Mörder eigene Kindheitstraumata reinszeniert) und univolviertem, fast mechanisch anmutendem Formalismus.

So ist der Film ein Unikat – und zugleich ein Zeitbild. Obwohl die soziale Wirklichkeit weitgehend ausgesperrt bleibt, steckt viel von der desillusionierten Kälte der frühen Achtzigerjahre in diesen Bildern, ebenso wie im synthetischen Groove von Schulzes Sound. Zu guter Letzt ist Angst, man würde es nach der bisherigen Beschreibung nicht unbedingt vermuten, auch noch einer der schönsten Hundefilme des österreichischen Kinos. (Lukas Foerster)

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