Kugelkopf
Innovatives Kino kurz, AT 1985, Schwarzweiß, 6 min., kein Dialog
Diagonale 2024
Regie, Buch, Darsteller:innen, Kamera, Schnitt, Originalton, Musik: Mara Mattuschka
Weitere Credits: Animation: Mara Mattuschka
Eine Ode an IBM zu den geloopten Anfangstakten aus Bizets Habanera. Ein geschorenes, blutig geschnittenes, bandagiertes Frauenhaupt als Schreibmaschinenkopf. Die körperliche Versehrung als Ein-Schrift ins Bild, zwischen Carl Theodor Dreyer, Luis Buñuel und Rudolf Schwarzkogler.
Zu den geloopten Anfangstakten aus Bizets Habanera: eine Ode an IBM. Oder eher an einen IBM-Schreibmaschinen-Kugelkopf. In einen solchen verwandelt Mimi Minus aka Mara Mattuschka ihr Haupt. Erst der Kahlschnitt mit dem Rasiermesser, dann der Einschnitt unter die Haut und die Umwicklung mit Mullbinden. Saugen diese sich voller Blut, kann geschrieben werden: Jedes Mal, wenn der Kopf auf eine Glasplatte aufschlägt, hinterlässt er ein Zeichen. So verschmilzt das Bild mit einem geschriebenen Text und Mattuschkas schreibender Kugelkopf mit ihrem Film (so schwarzweiß wie bedrucktes Papier). Doch diese Symbiose führt über die Versehrung des (Schrift-)Körpers und damit des Films. Dieser wird zerschnitten in Fotogramme, Schriftzeichen, Kopfbewegungen, die geloopte Habanera. Das 16mm-Filmband ist nicht nur Schreibmaschinenband, sondern schon Wundverband, auf dem sich neben der Ode an IBM auch eine Ode an Carl Theodor Dreyer, Luis Buñuel, Rudolf Schwarzkogler und Chris Marker abzeichnet. (Philipp Stadelmaier)