Diagonale
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Diagonale
Festival des österreichischen Films
27. März - 1. April 2025, Graz

FilmprogrammRegisseur:innen | Spielplan

 

Freitag, 28.03.
10:30 Uhr, KIZ Royal 2
Sonntag, 30.03.
14:30 Uhr, Rechbauer

Generationen von Bildern

Dokumentarfilm, AT 2025, DCP, 103 min, OmeU

Material aus Filmarchiven und Filmaufnahmen der Gegenwart (auf 16mm) werden zu einem dichten Essay über die Geschichte Albaniens verwebt, von Zeiten der kommunistischen Hoxha-Diktatur bis heute. Im Mittelpunkt steht die Interpretation eines alten, vermeintlich regimekritischen Gedichts durch junge Albaner:innen. Sind die Bilder des Films eine form- und verzerrbare, lebendige historische Substanz, dann ist die Poesie ein sie durchquerender Lichtstrahl, der ihre Bedeutung immer neu und anders beleuchtet.

Ein Riesenbaby aus Eisen und Beton, dem ein Schlaflied gesungen wird, damit es groß und stark wird und die Revolution voranschreiten kann. So heißt es in dem Gedicht, zu dem der Film immer wieder zurückkehrt. Geschrieben hat es eine albanische Dichterin zu Zeiten der kommunistischen Diktatur unter Staatschef Enver Hoxha, der 1985 starb. Interpretiert wird es in der Gegenwart von jungen Albaner:innen, die sich von der Mentalität und den Erfahrungen der Elterngeneration weit entfernt haben. Handelt es sich um ein Revolutionslied? Oder hat es einen regimekritischen Subtext?

Das Bild vom „Riesenbaby“ begleitet Johannes Gierlinger mit anderen Bildern. Einige stammen aus albanischen Filmarchiven, andere aus der Gegenwart, wobei auch letztere historisch wirken, sind sie doch gefilmt auf 16mm. Zusammen ergeben sie einen dichten und doch epischen Essay über die jüngere Geschichte Albaniens und dessen Transformationen, von Zeiten der Hoxha-Diktatur bis heute. Das Alte und das Neue, das Starre und das Lebendige verbinden sich. Es gibt Bilder von Büsten und Bauten, aber vor allem von Blumen und Büchern.

Denn wenn die Bilder die eigentliche historische Substanz bilden, die Gierlinger untersucht, ist diese form- und verzerrbar. Also immer abhängig von der Perspektive, der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation und Personengruppe. Es gab die vom Regime Verfolgten und Internierten. Und es gab die anderen.

In alten Propagandaaufnahmen von Paraden und jubelnden Bürger:innen markiert Gierlinger eine Unlesbarkeit, einen Widerstand gegen die Ideologie: „Wir sehen die Menschen, aber nicht ihre Gedanken, ihren Applaus, aber nicht ihre Gefühle.“ Auch deswegen ist das vermeintlich regimekritische „Schlaflied“ so wichtig, weil es von der offiziellen Geschichte desertiert, die Bilder transversal durchläuft, sie mit neuen Bedeutungen versieht. Ohne Schlaflied kein Schlaf, ohne Schlaf keine Träume und ohne Träume kein Erwachen in einer neuen, besseren Zukunft. (Philipp Stadelmaier)  

Regie: Johannes Gierlinger
Buch: Johannes Gierlinger
Darsteller:innen: Xhek Qorri, Antonella Coka, Gersana Hoxha, Lekë Tasi, Keti Tasi, Islam Balla, Fatush Balla, Sokol Gazidede, Ali Gazidede, Bora Mema u.v.m.
Kamera: Johannes Gierlinger
Schnitt: Johannes Gierlinger
Originalton: Mira Klug, Jan Zischka
Musik: Benjman Klug, Gökan Arslan, Tefta Tashko-Koço
Sounddesign: Johannes Gierlinger, Florian Kindlinger
Weitere Credits: Assistenz und Recherche: Mira Klug, Eros Dibra; Produktionsleitung: Lara Bellon; Übersetzung: Sara Kraja, Thomas Logoreci, Anjeza Cikopano; Farbkorrektur: Mira Klug
Produzent:innen: Johannes Gierlinger, Lara Bellon
Gefördert von: BMKÖS – innovative film
CINE ART
Stadt Wien MA 7
Land Salzburg Kultur
Uraufführung: 43rd Bergamo Film Meeting 2025
Österreichische Erstaufführung: Diagonale '25
Produktionsformat: analog - 16mm

 

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