
Last of the Wild
Dokumentarfilm, AT 2024, DCP, 91 min, OmdU, OmeU
Das Spannungsfeld zwischen „Natur“ und „Zivilisation“ ist die Arena, in der eine deutsche Raubtiertrainerin, ein ukrainischer Wildhüter und eine mexikanische Aktivistin ihre Lebensentwürfe entwickeln und ihre Konflikte austragen. Bernadette Weigels essayistischer Dokumentarfilm stellt Fragen nach dem „Wilden“: danach, was wir darunter verstehen, worauf wir diese Idee projizieren und wo es vielleicht noch in uns lauert. Eine bildpoetische Reise ins Unbändige und Ungebändigte von Mensch und Natur.
Was ist das Wilde? Suchen oder meiden wir es? Wann wird es uns gefährlich? Dies sind die Fragen, denen Bernadette Weigel in ihrem poetischen Dokumentaressay nachgeht. Am Beispiel verschiedener Protagonist:innen bringt sie Natur und Zivilisation in Dialog, befragt und reflektiert. Ihre Reise führt sie von Leipzig bis nach Südostsibirien und Mexiko, zur „Tigermami“ Carmen Zander, zum Wildhüter Pavel Fomenko und zur Body-Modification-Aktivistin María José Cristerna. Sie alle unterhalten unterschiedliche Beziehungen zum Wilden. Sie pflegen es in sich selbst, nutzen seine Stärken und haben sich entschieden, es unter persönlichem Risiko zu schützen oder zu zähmen.
Gleichwohl spielt Weigels Titel mit einer Doppeldeutigkeit: Auch die gezeigten Tiere, in erster Linie Tiger, sind rar geworden und damit die „Letzten der Wilden“. Von einer Begegnung mit ihnen kündet eine großflächige Narbe in Pavel Fomenkos Gesicht. Ihn durch die tiefen sibirischen Wälder zu begleiten, lehrt Ehrfurcht und Demut vor der Natur. Bei Carmen Zander werden die Tiger indes zu „Mäusen“, welche die vielfach ausgezeichnete Tiertrainerin stets im Blick behalten muss. Weigel zeigt Zander als eine Frau, der es gelingt, scheinbar Gegensätzliches zu vereinen: Maniküre und das Zerteilen gefrorener Fleischbrocken; Stöckelschuhe und das Fahren großer LKWs; Lebensgefahr und Spiel, gar Zärtlichkeit. María José Cristerna wiederum hat sich auf einen Weg der Verwandlung begeben: Mittels plastischer Eingriffe ist sie zur „Jaguarkriegerin“ geworden. Eine Transformation, die Ausdruck einer Selbstermächtigung ist und ihre Befreiung aus einer gewalttätigen Beziehung markiert.
Bernadette Weigel bezieht diese Porträts aufeinander und lässt sie doch für sich selbst stehen. Verbindung schafft sie durch ein Voiceover, das deutlich nachwirkt: „Weil wir das Wilde nicht verstehen, ist das Bestialische in die Häuser eingezogen.“ (Carolin Weidner)
Buch: Bernadette Weigel
Darsteller:innen: Carmen Zander, Pavel Fomenko, María José Cristerna
Kamera: Siri Klug
Schnitt: Bernadette Weigel, Alexandra Schneider, Esther Fischer
Originalton: Atanas Tcholakov, Claus Stoermer
Musik: Astrid Schwarz
Sounddesign: Wolf-Maximilian Liebich, Atanas Tcholakov
Weitere Credits: Produktionsleitung: Dominic Spitaler, Susanne Berger, Catrin Freundlinger, Veronika Hrbay; Farbkorrektur: Jimmi Kurt Hennrich
Produzent:innen: Barbara Pichler, Gabriele Kranzelbinder
Produktion: KGP Filmproduktion
Gefördert von: ÖFI – Österreichisches Filminstitut
FISA – Filmstandort Austria
ORF Film/Fernseh-Abkommen
FFW – Filmfonds Wien
Uraufführung: Diagonale '25
Produktionsformat: digital