
Navid wartet auf einen Termin in einer psychiatrischen Abteilung. Unruhe beherrscht seinen Tag, er ist auf der Suche nach Ablenkung, in seiner Berliner Wohnung und während seines Besuchs auf dem Land. Ein Film über das Warten als andauernder Zwischenzustand.
Auf das Warten folgt ein Anruf, doch auf den Anruf folgt erneutes Warten. Der 20-jährige Navid sitzt in seiner Berliner Wohnung auf dem Bett. Schließlich ruft er in einer psychiatrischen Abteilung an. „Ich stehe auf der Warteliste Diagnostik. Ich wollte fragen, ob es da schon irgendwelche Neuigkeiten gibt“, erkundigt er sich. Freundlich, nahezu bittend. Eine Frauenstimme am Telefon erklärt ihm, dass sich sein Name an der 30. Stelle befindet. Es könne noch dauern. Und man könne auch keinen ungefähren Zeitrahmen nennen. Navid brauche sich nicht mehr zu melden, außer er möchte von der Liste gestrichen werden.
Schwarzer Kaffee. Ein vermeintlich beruhigendes Bad. Ein Ausflug aufs Land mit einer Freundin. Die Gedanken und die Gespräche kreisen immer wieder um die aktuelle Situation. Die Gegenwart ist das Ergebnis einer Vergangenheit, die den Eltern verschwiegen wurde, die Zukunft ist ungewiss. Im Augenblick zählt nur der Wunsch nach einem Therapieplatz. Trotz der ruhigen Bilder, die sein Warten und angebliches Nichtstun einfangen, kann man Navids innere Unruhe förmlich spüren. Mit seinem an der Filmuniversität Babelsberg – Konrad Wolf entstandenen Kurzfilm ist Janick Entremont ein unkonventionelles Porträt gelungen: die Aufzeichnung eines andauernden Zwischenzustands. (Michael Pekler)
Buch: Janick Entremont
Kamera: Luis Maria Weindl
Schnitt: Charlotte Engel
Originalton: Fanny Huder
Musik: Navid
Sounddesign: Fanny Huder
Produzent:innen: Altay Taylan
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Uraufführung: Diagonale '25
Produktionsformat: digital