
Unsere Zeit wird kommen
Dokumentarfilm, AT 2025, DCP, 102 min, OmeU
Siaka rechnet nicht damit, älter als 50 zu werden. Zu viel Kraft hat ihn sein von Flucht, Angst und Demütigung geprägtes Leben schon gekostet. Seine Erfahrungen und ein latenter Rassismus prägen den Alltag des in Wien lebenden Paares Siaka und Victoria. Er wurde in Gambia geboren, sie in Österreich. Es werden Zwiebeln geschnitten, es wird geweint, ein Garten wird mit bloßen Händen umgegraben. Mit seiner dezidiert offenen Haltung, die der Ambivalenz Raum gibt, ist
Unsere Zeit wird kommen
vor allem: ein Liebesfilm.
Hier sei er attackiert worden wie ein Krimineller, sagt der sichtlich aufgeregte Siaka vor einem Lokal, geschlagen, verprügelt und dann noch gedemütigt von der Polizei.
Unsere Zeit wird kommen
beginnt mit einer Erinnerung an ein traumatisches Erlebnis, doch diese ist nur eine von vielen Verletzungen, die Siaka aufgrund seiner Hautfarbe auf seiner Flucht nach Österreich widerfahren sind. Siaka stammt aus dem westafrikanischen Gambia und lebt in Wien. In diesem Film teilt er seine Erfahrungen, setzt ein Statement gegen Rassismus.
Eine offene Haltung lässt Ambivalenzen zu, gibt scheinbar unlösbaren Fragen Raum. Das weiß auch Victoria, die zweite Protagonistin des Films. Sie ist Grafikerin und in Österreich geboren. Victoria ist mit Siaka zusammen, die beiden wollen eine Familie gründen. Der Alltag ist geprägt von prekären Gelegenheitsjobs und unvermeidbaren Konflikten, aber auch von vermeidbaren äußeren Hindernissen, die in der Beziehung ihre Spuren hinterlassen. Einmal sagt Victoria, dass sie ihr „normales“ Leben zurückhaben wolle. Und ein anderes Mal: „Eigentlich wollte ich nie ein normales Leben.“ Ist es nicht normal, dass zwei Menschen, die sich lieben, selbstverständlich zusammenleben?
Über ein Jahr begleitet Ivette Löcker das Paar, beobachtet das Geschehen, in das ein einziges Mal aus dem Off ihre Stimme dringt. In Österreich wie auch in Gambia, wo die beiden Hochzeit feiern, werden Zwiebeln geschnitten, in diesem Film fließen Tränen. Man spürt Löckers offene Haltung, ihr Film zeigt die Möglichkeiten, Kämpfe und Schwierigkeiten eines Liebespaars vor dem Hintergrund latent rassistischer Vorurteile und dessen, was abstrakt als Asylpolitik bezeichnet wird. „Das ist meine Realität“, sagt Siaka. (Anna Katharina Laggner)
Buch: Ivette Löcker
Kamera: Frank Amann
Schnitt: Esther Fischer
Sounddesign: Ines Vorreiter
Produzent:innen: Barbara Pichler, Gabriele Kranzelbinder
Produktion: KGP Filmproduktion
Weltvertrieb: sixpackfilm
Verleih in Österreich: sixpackfilm
Gefördert von: BMKÖS – innovative film
FFW – Filmfonds Wien
FISA – Filmstandort Austria
ORF Film/Fernseh-Abkommen
Land Salzburg
Uraufführung: Berlinale Forum 2025
Österreichische Erstaufführung: Diagonale '25
Produktionsformat: digital