
Narben eines Putsches
Dokumentarfilm, AT/BE 2024, DCP, 102 min, OmeU, OmdU + VI
„Ich suche deine Narben.“ Hände und Kamera nähern sich einem Körper, nach der Vergangenheit suchend. Es sind Verletzungen aus einer Zeit, zu der die Filmemacherin noch keinen Zugang hat. Warum schoss man 1976 in der Türkei auf ihren damals 22-jährigen Mann?
Narben eines Putsches
richtet den Blick auf die blinden Flecken in den persönlichen wie kollektiven Erzählungen über die Proteste gegen die türkische Militärdiktatur und lässt erkennen, wie sich der alte Widerstand im Heute fortsetzt.
„Ich suche deine Narben.“ Hände und Kamera nähern sich einem Körper, nach der Vergangenheit suchend, die sich in diesen eingeschrieben hat. „Kugeln“, erklärt die Stimme sanft. Es sind Verletzungen aus einer Zeit, zu der die Filmemacherin Nathalie Borgers noch keinen Zugang hat. Was genau geschah in der Türkei, bevor ihr Mann Abidin das Land verließ? Warum schoss man 1976 auf einen damals 22-jährigen Studenten?
Langsam wird eine Vergangenheit sichtbar, in der „Revolution“ mit Farben geschrieben wird, die sich nie wieder abwaschen lassen sollen. In der sich Geschwister bessere Zeiten versprechen und Mütter vor Gefängnissen für ihre Kinder protestieren – eine Vergangenheit, die sich in den Wunden der Demonstrant:innen abzeichnet, deren Forderungen nach einer demokratischen Türkei gewaltvoll niedergeschlagen wurden.
Die Hoffnung auf Demokratie endet schließlich mit dem Militärputsch am 12. September 1980. Viele Antifaschist:innen wie Abidin flüchten daraufhin aus dem Land. Währenddessen bildet sich in der Türkei das autoritäre Regime um General Kenan Evren. „Als Erstes kam die Angst und dann die Stille – eine riesige gähnende Leere, als würden sich die Menschen im leeren Raum bewegen. In einem leeren Raum voller Schranken.“
Über 40 Jahre später richtet
Narben eines Putsches
mit dem Blick der Filmemacherin und Partnerin den Blick auf die blinden Flecken in den persönlichen und kollektiven Erzählungen über die Protestbewegung gegen die Militärregierung. Eine Begegnung, die versucht, zu verstehen, wie die Vergangenheit noch immer auf der Gegenwart lastet. Eine Beobachtung, die erkennen lässt, wie sich der alte Widerstand im Heute fortsetzt. „Wenn die Zeit reif ist, dann werden wir …“, entschwindet ein Halbsatz in den Raum. (Lisa Heuschober)
Buch: Nathalie Borgers
Kamera: Klemens Koscher; zweite Kamera: Johannes Hammel
Schnitt: Rudi Maerten
Originalton: Ibrahim Kahraman, Tong Zhang
Produzent:innen: Ralph Wieser, Olivier Dubois
Produktion: Mischief Films
Koproduktion: Novak Prod (BE)
Weltvertrieb: Belgian Docs
Verleih in Österreich: filmdelights
Gefördert von: ÖFI – Österreichisches Filminstitut
ÖFI+
FFW – Filmfonds Wien
ORF Film/Fernseh-Abkommen
Creative Europe MEDIA
In Koproduktion mit:
RTBF – Unité Documentaire
WIP – Wallonie Image Production
Proximus, Shelter Prod
In Zusammenarbeit mit:
Taxshelter.be und ING
Tax Shelter incentive of the Federal Government of Belgium
Film and Audiovisual Center of Wallonia Brussels Federation
Eine Green Filming Produktion ÖFI/ÖFI+ (Green Bonus)
Uraufführung: Berlinale Forum Special 2025
Österreichische Erstaufführung: Diagonale '25
Produktionsformat: digital