
Nachtschichten
Dokumentarfilm, AT 2010, Film 35mm, 97 min, OmdU
Wenn es Nacht wird in Berlin, beginnt für manche der Tag. In ihrem ersten Langdokumentarfilm durchstreift Ivette Löcker die Straßen und die abgelegenen Winkel der Großstadt und begleitet Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen erst zum Vorschein kommen, wenn es dunkel geworden ist: die zur Arbeit erscheinen, die ihren Vergnügungen nachgehen oder die ihre einsame Seele hinaustreibt. Ein Stadtporträt über Ängste, Sehnsüchte und die dunkle Schönheit.
Wenn es Nacht wird in Berlin, beginnt für manche der Tag. In ihrem ersten Langdokumentarfilm durchstreift Ivette Löcker nicht nur die nächtlichen Straßen der Großstadt, sondern besucht auch jene abgelegenen Winkel, in die sich nur die wenigsten verirren: Zwei junge Graffitikünstler pirschen sich an Eisenbahnwagons heran und erklimmen heimlich Hausdächer. Eine Wachbeamtin, die sich selbst nur in der Nacht sicher fühlt, kontrolliert ein Industriegelände. Zwei Frauen fahren mit ihrem Kleinbus quer durch die Stadt und kümmern sich um frierende Obdachlose, und eine als DJ arbeitende Japanerin philosophiert über den Gegensatz der Kulturen und die fehlende Ruhe in ihrer asiatischen Heimat. Dazwischen lassen Bilder aus einem Polizeihelikopter auf nächtlichem Überwachungsflug wiederholt die Lichter der Stadt zu einem gelben Teppich verschmelzen.
Löcker bleibt ihren Protagonist:innen, die sich derart durch die Nacht bewegen, oft buchstäblich auf den Fersen, während die mobile Kamera von Frank Amann den Rhythmus der sich stets in Bewegung befindlichen Menschen übernimmt. Doch Löcker lässt auch die Stadt selbst sprechen: eine Straßenlaterne im Schneegestöber, ein spärlich beleuchteter Parkweg, eine leere Fotokabine, die alle paar Sekunden automatisch ein Bild schießt. Dann wird etwas von der Anziehungskraft der Nacht spürbar, von ihrer Besonderheit – und vor allem von ihrer Schönheit. (Michael Pekler)
„Meine Intention war es, die Spannung zwischen einer pragmatischen Routine, mit der die Nacht verbracht oder organisiert wird, und den existenziellen Sehnsüchten und Ängsten, die scheinbar unweigerlich hervorgerufen werden, filmisch zu erforschen. Der Film ist eine Liebeserklärung an die Nacht, doch es ist keine ungetrübte, gefahrlose Liebe, denn Gefahr ist ein fester Bestandteil der Nacht.“ (Ivette Löcker)
Buch: Ivette Löcker
Kamera: Frank Amann
Schnitt: Michael Palm
Originalton: Gailute Miksyte
Sounddesign: Gailute Miksyte
Produzent:innen: Ralph Wieser, Georg Misch
Produktion: Mischief Films
Verleih in Österreich: Mischief Films
Uraufführung: Duisburger Filmwoche 2010
Österreichische Erstaufführung: Diagonale '11
Produktionsformat: analog - 35mm