
Vom Über(Leben) der Sonja Wolf
Dokumentarfilm kurz, DE 2014, DCP, 19 min, OmdUSammelprogramm: POSITION Ivette Löcker: Kurzfilmprogramm
Ester Noter blickt in die Kamera, zeigt nur hin und wieder alte Fotografien – und übermittelt eine grausame Familiengeschichte von Flucht (aus Nazideutschland), Ermordung (durch den Stalin-Terror) und Traumatisierung. Noter spricht ruhig, wählt ihre Worte sorgsam, ist eine feinfühlige Erzählerin. Frieden schließen ist eine stille Angelegenheit.
„Beautiful, very beautiful“ sei ihre Mutter gewesen, wiederholt Ester Noter immer wieder. Je öfter sie das Wort wiederholt, desto klarer wird, dass von einer Fremden die Rede ist. Ester Noter, eine Frau in ihren Siebzigern, ist Übermittlerin einer grausamen Familiengeschichte: Ihre Großeltern, Martha und Lothar Wolf, mussten mit ihrer zehnjährigen Tochter Sonja aus Nazideutschland fliehen. Der Großvater wurde unter Stalins Terrorregime ermordet, die Großmutter beging Suizid, die von Ester als wunderschön beschriebene Mutter war schwer traumatisiert. Nun blickt Ester Noter in die Kamera, zeigt hin und wieder alte Fotografien, und ihr feinfühliges Erzählen bohrt sich wundersam ins Gedächtnis, gibt Rätsel auf. Wie kann sie mit dem familiären Vermächtnis umgehen, wie dieses Erbe schultern? Noter wählt ihre Worte sorgsam, spricht ganz ruhig. Frieden schließen ist eine stille Angelegenheit. (Anna Katharina Laggner)
Darsteller:innen: Ester Noter
Schnitt: Colleen Scheepers
Produktionsformat: digital