Diagonale
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Diagonale
Festival des österreichischen Films
27. März - 1. April 2025, Graz

FilmprogrammRegisseur:innen | Spielplan

 

Sonntag, 30.03.
20:30 Uhr, Rechbauer

Was uns bindet

Dokumentarfilm, AT 2017, DCP, 102 min, OmeU

Ivette Löcker besucht ihre Familie im Lungau. Das Bauernhaus soll an die Kinder weitergegeben werden. So wie das alte Gebäude von Schimmel befallen ist, erweist sich auch das familiäre Konstrukt als zunehmend porös. Ein Film, in dem vieles ungesagt bleibt und manches zu oft gesagt wird. Ein beklemmendes und zugleich mutiges Familienporträt voller Zwischentöne, aber auch melancholischer Komik.

Ivette Löcker besucht ihre Familie im Lungau. Das Erbe soll vorzeitig aufgeteilt, begutachtet, für die Renovierung bereit gemacht werden. Die Frage „Was verbindet uns noch?“ hängt belastend im Raum. Sie zu stellen ist ein Wagnis. Sind es vielleicht nur die gemeinsamen Besitztümer – das alte Bauernhaus, der Gemüsegarten, die Tenne –, die das Ehepaar und seine Kinder noch zusammenhalten?

Obwohl seit Jahrzehnten emotional getrennt, leben Löckers Eltern nach wie vor unter einem Dach. Am Küchentisch vollziehen sich kleine Machtkämpfe, beinahe zärtliche Sticheleien, aber auch bittere Reminiszenzen an die verblasste erste Verliebtheit und an die Unwägbarkeiten eines geteilten Lebens. „Dann hat das Schicksal seinen Lauf genommen“, heißt es einmal, und man wird Zeug:in einer lakonischen Erinnerungsarbeit: Mitunter schmerzhaft werden materielle wie immaterielle Familienbünde sichtbar, die trotz der persönlichen Fokussierung einen universellen Kern aufweisen: Die unglückliche Ehe belastet immer noch, nicht nur das ehemalige Paar, auch die drei Töchter, von denen eine nur per Skype präsent ist.

Ebenso wie das alte Haus von schädlichem Schimmel befallen ist, erweist sich das Familienkonstrukt als zunehmend porös. Und doch wird alles noch zusammengehalten – es bestehen Möglichkeiten, zu sanieren, Risse zu kitten und die Substanz zu verstärken. Löcker filmt sich und ihre Familie beim Versuch, diese Möglichkeiten auszuloten. Trotz all der Involviertheit niemals drängend skizziert sie ein mutiges, bisweilen beklemmendes Familienporträt voller Zwischentöne, aber auch melancholischer Komik – die Geschichte einer Familie, in der vieles unausgesprochen bleibt, manches zu oft gesagt wird und das plötzliche Umschalten von Distanz auf Nähe zum Hochkochen der Emotionen führt. (Christina Wintersteiger)

Am Ende stand für mich das Gefühl der Erleichterung im Vordergrund; eine Erleichterung darüber, das familiäre Nebeneinander durch den Film und über die Auseinandersetzungen aufgebrochen zu haben. Der Schluss sollte aber auch die Ambivalenz weitererzählen, die sich durch den ganzen Film zieht. Vieles bleibt offen. Es gibt das optimistische Moment, das Lächeln, das sagt: Ich kann hier ruhigen Gewissens wieder abfahren.” (Ivette Löcker)  

Regie: Ivette Löcker
Buch: Ivette Löcker
Kamera: Frank Amann
Schnitt: Michael Palm
Originalton: Tong Zhang
Produzent:innen: Ralph Wieser, Georg Misch
Produktion: Mischief Films
Weltvertrieb: sixpackfilm
Gefördert von: Bundeskanzleramt – Kunst
ORF Film/Fernseh-Abkommen
Land Salzburg Kultur
Uraufführung: Diagonale '17
Produktionsformat: digital

 

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