Trul|la

Trul|la nimmt uns mit auf die animierte Reise einer Frau, die in den Fünfzigerjahren unerwartet Leiterin eines deutschen Betonwerks wird. Zwischen Freiheit und Verantwortung balancierend kämpft sie mit kreativen Ideen um ihren Platz in einer Welt, die primär für Männer konzipiert wurde.

Die animierte Fahrt der grünen, wie mit einer Schere ausgeschnittenen Frauensilhouette beginnt in Regensburg. Eigentlich in einem Zug Richtung Genua – die deutsche Heimatstadt sieht man nur auf einer Landkarte durch das Fenster –, wohin sich die Erzählerin auf den Weg macht. „Da stand ich nun wie ein verlorenes Huhn“, weiß sie zu berichten und besteigt flugs ein Schiff. Dieses wiederum sieht man auf schwarzweißen Filmaufnahmen aus den Fünfzigerjahren, in denen Menschen an der Reling stehend fröhlich winken. Was folgt, sind eine Mittelmeerkreuzfahrt, die sich auf alten Postkarten auf einer grün verfliesten Badezimmerwand ereignet – und immer wieder Buchstaben. auf Wellen aus Papier, im Cognacglas und sogar wenn das Kamel in Ägypten an Durchfall leidet.

Hat diese witzig erzählte und noch witziger animierte Reise je stattgefunden? Des Rätsels Lösung erfährt man erst, wenn auch dieser Film an sein Ende gekommen ist: Gertrud Opbacher, genannt Trulla, leitete von 1957 bis 1984 das Betonwerk LERAG in Regensburg. Sie schrieb leidenschaftlich gerne und hatte ihre besten Ideen in der Badewanne, wo auch die humorvollen, selbstironischen Texte entstanden. Zum Glück sieht man sie schließlich nicht nur als grüne Silhouette. Sondern an Bord eines Kreuzfahrtschiffs. (Michael Pekler)