
On the Border
Dokumentarfilm, AT/CH/DE 2024, DCP, 103 min, OmeU, OmdU
Die Geschichte von Agadez im Norden Nigers ist komplex, die Veränderung rasant. Die Stadt der Tuareg florierte lange Zeit als Knotenpunkt der subsaharischen Migration, bis eine auf Betreiben der EU in der Sahara gesetzte virtuelle Grenze die Haupteinnahmequelle der lokalen Bevölkerung kappte. Gerald Igor Hauzenberger und Gabriela Schild haben Agadez immer wieder aufgesucht, engagierte Tuareg begleitet und beobachtet, wie eine stets ihrer nomadischen Tradition verbundene Stadt aus verschiedensten Gründen zum Spielball geopolitischer Interessen und Entwicklungen wird.
Gerald Igor Hauzenberger und Gabriela Schild begeben sich in ihrem eindringlichen Dokumentarfilm an eine „EU-Außengrenze“, die zu den vielen bedauerlichen Absurditäten heutiger Politik zählt. In Agadez im nördlichen Niger, an der Grenze zur Sahara, gehen seit 2016 die Uhren anders: Die einstmals florierende, auch für Tourist:innen attraktive Stadt ist zu einem Ort des Chaos und der Unsicherheit geworden. Während früher der Weg nach Europa für die meisten afrikanischen Migrant:innen durch Agadez führte, hat die EU die Regierung Nigers so lange bedrängt, bis diese ein Gesetz erließ, das den Transport von Menschen ohne gültigen Reisepass und europäisches Arbeitsvisum verbot. Damit entfiel für die Bewohner:innen der Stadt eine wichtige Einnahmequelle – die Menschen gegen Geld durch die gefährliche Sahara zu begleiten –, die entgegen allen Ankündigungen nie durch adäquate Umschulungsprogramme ersetzt wurde. Dafür tummelten sich in Agadez Militärs aus Europa und den USA, „Sicherheitsbeauftragte“ aller Art, und zunehmend, wegen der wachsenden Armut, auch Drogensüchtige und Kriminelle. 2023, nach einem Militärputsch, wurden die ausländischen „Kräfte“ des Landes verwiesen, doch die Situation ist nach wie vor höchst unübersichtlich.
Hauzenberger und Schild lassen drei beeindruckende und engagierte Persönlichkeiten, eine Radiojournalistin, einen Juwelenhändler und den ehemaligen Bürgermeister, ausführlich zu Wort kommen, Geschichte und Gegenwart der Stadt und der Region schildern und analysieren. Der gemeinsame Nenner: Besserung ist nur möglich, wenn Armut und Analphabetismus endlich bekämpft werden. Die Hoffnung ist ein zartes Pflänzchen, aber sie lebt. (Andreas Ungerböck)
Buch: Gerald Igor Hauzenberger, Gabriela Schild
Kamera: Thomas Eirich-Schneider, Gerald Igor Hauzenberger, Hajo Schomerus, Joerg Burger
Schnitt: Nela Märki, Stefan Fauland
Musik: Bernhard Fleischmann
Produzent:innen: Susanne Guggenberger, Erik Winker
Produktion: FrameLab Film
Koproduktion: Mira Film (CH), Corso Film (DE)
Weltvertrieb: NEW DOCS
Verleih in Österreich: Filmladen
Gefördert von: ORF, ZDF/3Sat, SRF
ÖFI – Österreichisches Filminstitut
FFW – Filmfonds Wien
FISA – Filmstandort Austria
Zürcher Filmstiftung
Film- und Medienstiftung NRW
Federal Office of Culture FOC
Robert Bosch Stiftung
Creative Europe MEDIA
Uraufführung: International Documentary Film Festival Amsterdam (IDFA) 2024
Österreichische Erstaufführung: Diagonale '25
Kinostart: 01.06.2025
Produktionsformat: digital