Diagonale
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Diagonale
Festival des österreichischen Films
27. März - 1. April 2025, Graz

FilmprogrammRegisseur:innen | Spielplan

 

Samstag, 29.03.
13:30 Uhr, Schubertkino 1

Personale

Dokumentarfilm, IT/AT 2024, DCP, 93 min, OmeU

Es wird geputzt, geschrubbt und gewischt. Jeden Tag rund um die Uhr und scheinbar von unsichtbarer Hand. In einem Viersternehotel in den Dolomiten sorgt das überwiegend aus Frauen bestehende Housekeeping-Team für Sauberkeit. Die Pausen sind kurz, Urlaub oder Krankenstand gibt es nicht. Personale beobachtet die Arbeiter:innen, alle mit Migrationshintergrund, bei den immer gleichen Tätigkeiten und nimmt dabei konsequent ihre Perspektive ein. Nicht gesehen zu werden bedeutet, nicht zu existieren.

Zuerst sieht man nicht, wer hier arbeitet. Erst nachdem Hände nachts die Liegen im Wellnessbereich exakt ausgerichtet haben oder der Wäschewagen mit den frischen Handtüchern entladen ist, kommen auch die Menschen ins Bild. Luxus ist, wenn die Arbeit hinter den kleinen Annehmlichkeiten des Urlaubsalltags unsichtbar wird.

Schauplatz des Dokumentarfilms Personale von Carmen Trocker ist ein Vier-Sterne-Familienhotel in den Südtiroler Dolomiten, genauer gesagt: der Bauch dieses Ressorts, wo sich die hauseigene Wäscherei befindet. Dort, im Untergeschoss, ist eine Crew überwiegend migrantischer Arbeitskräfte am Werk, die das Haus tagtäglich sauber hält. Die meisten davon sind Frauen; sie kommen aus Mali, aus Rumänien, aus Elfenbeinküste, aus der Ukraine usw.

Der Film hat kein Interesse an Äußerlichkeiten. Man bekommt weder das Hotel als Ganzes noch dessen Gäste zu sehen, und statt der schönen Gegend zeigt die Kamera nur zerwühlt zurückgelassene Bettlandschaften, die aussehen wie tief verschneite Gebirgsformationen. Sie richtet ihren Blick dorthin, wo Urlaubende nicht hinschauen, und begleitet das Housekeeping-Team bei seinen täglichen Routinen: dem Putzen, Plätten, Polieren.

Idealerweise bleibt nicht nur diese anstrengende, zermürbend eintönige Arbeit unsichtbar, auch die Arbeitenden selbst haben sich tunlichst außerhalb des Blickfelds aufzuhalten. Und sollten sie in der Kaffeepause fünf Minuten nach draußen gehen, werden die Mitarbeiter:innen im Film einmal ermahnt, müssen sie zumindest eine Jacke über die Dienstkleidung ziehen.

Bei diesem straffen Reglement kommt es auch unter den Bediensteten immer wieder zum Disput. Weshalb wird Männern nicht zugemutet, einen Waschraum zu putzen? Warum soll man während der Arbeit nicht in seiner Muttersprache, sondern Italienisch sprechen? Personale gibt Einblick in einen Mikrokosmos, der viel über die Welt von heute erzählt. (Michael Omasta)  

Regie: Carmen Trocker
Buch: Carmen Trocker
Kamera: Małgorzata Szyłak
Schnitt: Federico Neri
Originalton: Nora Czamler
Sounddesign: Nora Czamler
Weitere Credits: Colourgrading: Inga Sagrodnik
Produzent:innen: Carmen Trocker, Ronnie Trocker, Carmen Trocker, Ronny Trocker, Ralph Wieser
Produktion: Bagarrefilm
Koproduktion: Mischief Films (AT)
Weltvertrieb: filmdelights
Gefördert von: IDM Film Commission Südtirol
BMKÖS – Kunst und Kultur
Provincia Autonoma Bolzano – Cultura Italiana – Centro Audiovisivi
Autonome Provinz Bozen – Abteilung deutsche Kultur
Tax Credit – MiC Direzione Generale Cinema e Audiovisivo
Uraufführung: International Documentary Film Festival Amsterdam (IDFA) 2024
Österreichische Erstaufführung: Diagonale '25
Produktionsformat: digital

 

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