
Little, Big, and Far
Spielfilm, AT/US 2024, DCP, 121 min, OmdU, OmeU
In der Hoffnung, einen möglichst dunklen Himmel vorzufinden, fährt der österreichische Astronom Karl nach einer Konferenz in Athen auf eine kleine griechische Insel. Während er die Sterne betrachtet, denkt der Siebzigjährige über seinen Museumsjob, seine auseinanderdriftende Ehe, die Klimakrise sowie die Errungenschaften der Wissenschaft nach. Jem Cohens essayistischer Spielfilm bewegt sich zwischen kosmischer Landschaftsbetrachtung, wissenschaftsgeschichtlicher Reflexion und Charakterstudie.
Wenn Karl (Franz Schwartz) gefragt wird, was er als Astronom so mache, antwortet er stets, dass er drei Dinge verstehen will: das Große, das Kleine und das Ferne. Alle drei sind eng miteinander verwoben. Und weil ihn das Ferne immer am stärksten anzog, widmet sich der mittlerweile 70-jährige Österreicher der Betrachtung und Erforschung des Sternenhimmels. Doch nun steht Karl am Scheideweg seines Lebens und seiner Arbeit. Sein Job als Berater eines naturhistorischen Museums ist nicht mehr sicher; seine Frau, eine Physikerin, hat eine Professur in den USA angenommen. Nach einer Konferenz in Athen beschließt Karl, nicht nach Hause zurückzukehren, sondern auf eine kleine griechische Insel zu fahren, in der Hoffnung, dort einen möglichst dunklen Himmel vorzufinden, um wieder mit den Sternen in Kontakt zu kommen. Während er dort das Universum beobachtet, denkt der er über seine auseinanderdriftende Ehe, die Klimakrise und die Errungenschaften der Wissenschaft nach.
Nach
Museum Hours
(2012), der rund um das Kunsthistorische Museum Wien spielt, verbindet Jem Cohens neuer, essayistisch angelegter Film eine Charakterstudie mit wissenschaftsgeschichtlicher Reflexion und ökologischer Zukunftsthematik. Die lange Produktionszeit unterläuft die üblichen Spielfilmkonventionen und erlaubt eine dokumentarische Ästhetik. Cohen trägt die verschiedensten Bilder zusammen und lässt den Raum sich ausdehnen: Beeindruckende Landschaften auf der Erde befinden sich im fließenden Übergang mit fernen Gestirnen und Welten, die ebenso am Firmament aufscheinen wie in uns selbst – einmal sind wir sogar kurz auf dem Mars, Ziel von Elon Musks wirren Besiedelungsfantasien. Der Tonfall des Films ist ruhiger, besinnlicher, meditativer. Die Erde wird hier selbst zum Himmelskörper, von dem aus wir öfter in den Himmel schauen sollten. (Anna Steinbauer)
Buch: Jem Cohen
Darsteller:innen: Franz Schwartz, Jessica Sarah Rinland, Mario Silva
Kamera: Jem Cohen
Schnitt: Jem Cohen
Sounddesign: Jem Cohen, Leslie Shatz
Produzent:innen: Paolo Calamita, Jem Cohen
Produktion: Little Magnet Films
Gefördert von: BMKÖS – innovative film
Stadt Wien MA 7
Sundance Art of Nonfiction
Uraufführung: New York Film Festival 2024
Österreichische Erstaufführung: Diagonale '25
Produktionsformat: digital