
Die Kastanie
Dokumentarfilm kurz, DE 2024, DCP, 19 min, OmeUSammelprogramm: Kurzdokumentarfilm Programm 5
Die Kastanie ist alt und krank und wird vielleicht gefällt werden müssen. Doch noch steht sie und überragt den Garten. Langsam wie Knospen entfalten sich die Geschichten der Menschen, die auf den Baum blicken, und Schwermut und Heiterkeit haben wunderbar nebeneinander Platz.
In einem Hinterhof steht eine alte, kranke Kastanie. Wahrscheinlich wird sie gefällt werden müssen, und wenn starker Wind über die Stadt weht, darf man sich nicht mehr unter ihr aufhalten. „Es gibt kein Schild, aber das wissen alle“, erklärt die Stimme aus dem Off. „Mir hat es die Vermieterin gesagt.“ Doch gefährlich sieht der Baum noch nicht aus, im Gegenteil, die an die Hausmauer geworfenen Schatten seiner Äste scheinen zu zittern, die Rinde wirkt rissig und verwundbar. Vogelgezwitscher. Blätterrauschen. Ein Zwischentitel verkündet den Herbst. Langsam nähert sich die Kamera dem Baum, tastet den Boden ab, untersucht die Zweige, das Laub und später, im Frühling, die unter den Ästen blühenden bunten Blumen. Und langsam entfalten sich im Laufe der Monate die Geschichten der Bewohner:innen, die aus den Fenstern auf den Baum blicken, sich mit ihm und über ihn unterhalten. Wie in Andersens Märchen
Der Traum der alten Eiche
haben in diesem Film Schwermut und Heiterkeit wunderbar nebeneinander Platz. Auch die Kastanie freut sich auf den Schnee, und sollte es der letzte für sie sein, dann fällt er zu den Klängen von Mahlers
Ich bin der Welt abhandengekommen
. (Michael Pekler)
Buch: Simon Dallaserra, Iven Yorick Fenker
Darsteller:innen: Svenja Viola Bungarten, Simon Dallaserra, Iven Yorick Fenker, Marlene Goksch, Leon Maria Spiegelberg, Kariane Spiegelberg (Sprecher:innen)
Kamera: Simon Dallaserra, Iven Yorick Fenker
Schnitt: Simon Dallaserra
Originalton: Simon Dallaserra
Musik: Gustav Mahler – Rückert-Lieder: No. 3, "Ich bin der Welt abhanden gekommen” (Wiener Philharmoniker, Dirigent: Bruno Walter, Solistin: Kathleen Ferrier, 1952)
Weitere Credits: Tonmischung: Oskar Mayböck; VFX und 3D-Animation: Mimi Schmidl; Filmentwicklung: Andec Cinegrell Filmtechnik; Scan: Korn Manufaktur
Produzent:innen: Nils Anders Schröder, Sophie Gmeiner
Produktion: Schiefer Film
Uraufführung: Diagonale '25
Produktionsformat: analog+digital