Diagonale
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Diagonale
Festival des österreichischen Films
27. März - 1. April 2025, Graz

FilmprogrammRegisseur:innen | Spielplan

 

Donnerstag, 27.03.
20:30 Uhr, Annenhof Kino 6
Samstag, 29.03.
13:30 Uhr, KIZ Royal 1

How to Be Normal and the Oddness of the Other World

Spielfilm, AT 2025, DCP, 102 min, OmeU + VI

Pia (Luisa-Céline Gaffron) ist Mitte 20 und hat Probleme: Die Welt ist eine einzige Katastrophe, so wie Pias Kopf. Eben aus der Psychiatrie entlassen, muss sie zwischen Eltern, Exfreund und anderen Dämonen navigieren. Jeder lebt in seiner Realität? Pia lebt in vielen. So wie How to Be Normal … nicht ein Film ist, sondern mehrere. Er ist außerdem: eine große Wunschmaschine. Eine infernalische Komödie. Ein Tor zu unserer Gegenwart, dieser Zeit der Monster. Und ein fulminanter Strudel aus Splittern namens Pia.

Wer kennt nicht dieses Gefühl? Es ist 2025, und wir sind geliefert. Flüsse treten über die Ufer. Wälder stehen in Flammen. Faschist:innen übernehmen die Macht. Und doch stecken wir weiterhin tapfer unsere Gabeln in die Pasta und trinken Rotwein dazu. Etwas angespannt, ja. Verzweifelt, sicher. Aber gerade noch überzeugend genug, um vor uns und anderen nicht komplett unglaubwürdig zu wirken.

Dieses Normalitätsspektakel spielt sich auch am Esstisch der Familie von Pia (Luisa-Céline Gaffron) ab. So wie die Welt ist auch Pias Kopf eine Katastrophe: Mitte 20 und eben aus der Psychiatrie entlassen, muss sie zwischen Eltern, Exfreund und anderen Dämonen navigieren. Während Pia die Nudeln bereits im Mund stecken bleiben, bemühen sich die Eltern noch, sie brav zu schlucken, ebenso wie Pias Zustand und andere Widrigkeiten: Die Mutter, eine Sprecherin, muss die Verwandlung der von ihr synchronisierten harmlosen Tierdokus in reißerisch-hanebüchene Horrorshows erdulden (Katzenwürmer! Zombieschnecken!), der Vater die Übernahme der familiengeführten Druckerei durch fremde Investoren. Nur Pias Exfreund hat es gut, denn er hat eine Neue.

Gegen Pias Symptome helfen Psychopharmaka, gegen ihre Unruhe Yogakurse, gegen ihren Liebeskummer Alkohol und Drogen. Gegen den allgemeinen Wahnsinn der Welt hilft aber nur noch der Wahnsinn selbst, der bei Florian Pochlatko zu einem Refugium und zur Kraftquelle wird. Jede:r lebt in der eigenen Realität? Pia lebt in vielen. So wie How to Be Normal … nicht ein Film ist, sondern mehrere: Die Formate wechseln wie die Zitate, vom Wiener Tatort über die Matrix- Reihe bis zu japanischen Godzilla-Filmen. Die Medien, die Welt und Pias Wahrnehmung verschmelzen zu einer infernalischen Komödie und einem Einfallstor für unsere Gegenwart, diese „Zeit der Monster“, wie es am Anfang in einem Zitat von Antonio Gramsci heißt.

„Pia“ ist hier weniger der Name einer kranken Person als vielmehr der einer „Wunschmaschine“, eines (über-)produktiven Unbewussten, wie es einst von Gilles Deleuze und Félix Guattari beschrieben wurde. Es spricht und wirft sich Tabletten ein. Es hat Unfälle und Zusammenbrüche. Es spielt, dass es verrückt ist. Gegen hierarchische Strukturen: vergängliche Assemblagen. Gegen die Ohnmacht unserer Zeit: ein fulminanter Strudel aus Splittern namens Pia, der eine ganze Welt erschafft und hinwegfegt, um die Sicht auf eine neue freizugeben. Alles löst sich auf und macht doch Hoffnung, wie in jener Episode aus David Lynchs Weather Report , an die das Ende des Films erinnert: Bitte Sonnenbrillen aufsetzen, denn die Zukunft wird strahlend sein. Oder einfach nur noch verstrahlter. (Philipp Stadelmaier)  

Regie: Florian Pochlatko
Buch: Florian Pochlatko
Darsteller:innen: Luisa-Céline Gaffron, Elke Winkens, Cornelius Obonya, Felix Pöchhacker, Oliver Rosskopf, Lion Thomas Tatzber-Poms, Martina Poel, David Scheid, Wes Byrne
Kamera: Adrian Bidron
Schnitt: Julia Drack
Originalton: Nora Czamler
Musik: Rosa Anschütz, Jan Wagner
Sounddesign: Lenja Gathmann, Jón Geirfinnsson
Szenenbild: Julia Oberdorfinger, Attila Plangger
Kostüm: Anna Zeitlhuber
Weitere Credits: Maskenbild: Nora Conradi, Tom Mayr; Tonmischung: Rudolf Pototschnig; Casting: Martina Poel; Farbkorrektur: Lee Niederkofler; Postproduktionsleitung: Valentin Renoldner; Produktionsleitung: Jeannette Ziemeck
Produzent:innen: Arash T. Riahi, Sabine Gruber
Produktion: Golden Girls Film
Weltvertrieb: Alpha Violet
Verleih in Österreich: Filmladen
Gefördert von: ÖFI – Österreichisches Filminstitut
ÖFI+
FFW – Filmfonds Wien
ORF Film/Fernseh-Abkommen
Land Niederösterreich Kultur
CINE ART
Uraufführung: Berlinale Perspectives 2025
Österreichische Erstaufführung: Diagonale '25
Kinostart: 19.09.2025
Produktionsformat: digital

 

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