Diagonale
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Festival des österreichischen Films
27. März - 1. April 2025, Graz

FilmprogrammRegisseur:innen | Spielplan

 

Montag, 31.03.
11:15 Uhr, KIZ Royal 1

Wienfilm 1896–1976

AT 1977, DCP, 117 min, dOF

Ernst Schmidt jrs. Kompilation beginnt mit den Aufnahmen, die ein Kameramann der Brüder Lumière 1896 an der Opernkreuzung aufnahm, und spannt einen großen Bogen bis ins Entstehungsjahr 1976 mit dem Einsturz der Reichsbrücke und der Besetzung der Arena, die einen Paradigmenwechsel im kulturellen Leben Wiens einleitete. Das reichhaltige Hauptwerk eines großen Denkers und Filmemachers, eine kritische, aber auch sehr liebevolle Hommage auf „seine“ Stadt.

Selten ist ein Film seinem Titel so gerecht geworden: Ernst Schmidt jrs. Kompilation beginnt mit den Aufnahmen, die ein Kameramann der Brüder Lumière 1896 an der Opernkreuzung drehte, und spannt einen großen Bogen bis ins Entstehungsjahr 1976 mit dem Einsturz der Reichsbrücke und der Besetzung der Arena, die einen Paradigmenwechsel im kulturellen Leben Wiens einleitete. Schmidt ließ eine große Zahl befreundeter Künstler:innen kurze Beiträge gestalten, griff auf eigene Filmausschnitte zurück, drehte aber auch teils gespielte, teils dokumentarische Szenen, etwa lange Fahrten durch heruntergekommene Straßen, nächtliche Zeitrafferaufnahmen und sekundenkurze Blicke auf Wiener:innen aller Art. Der Clou aber ist das reiche historische Material, das Schmidt collageartig integrierte – von der Polizei hergestellte tendenziöse Filmaufnahmen aus dem Bürgerkrieg 1934, Bilder aus dem Ständestaat und Szenen, die ein sowjetischer Kameramann nach der Befreiung 1945 drehte. Eine Perle ist die Ankunft Charlie Chaplins in Wien 1930, denkwürdig sind seine deutschen Begrüßungsworte („Guten Tag!“). Werner Koflers damals sechsjährigen Zwillinge Brendan und Sheila dienen als humorvolle „Kommentatoren“, die etwa das komplexe Wesen der Fotografie erläutern oder erklären, was es mit der Arena eigentlich auf sich hat. Unter den künstlerischen Gastbeiträgen sind echte Highlights, manche davon schon wieder historische Juwelen: H. C. Artmann trägt seinen Greißler vor, Ernst Jandl seinen heldenplatz .

Wienfilm 1896–1976 ist das reichhaltige Hauptwerk eines großen Denkers und Filmemachers, eine kritische, aber auch sehr liebevolle Hommage auf „seine“ Stadt, Dokument einer künstlerischen Hochblüte und Aufarbeitung der wechselvollen Geschichte Wiens. Schön, wenn Kultur- und Zeitgeschichte und eine persönliche künstlerische Vision auf solch einzigartige Art und Weise zusammenfinden. (Andreas Ungerböck)

Hundertdreißig mehr oder weniger giftige Pfeile ins goldene Wienerherz, mit denen ein Filmemacher, der seit 15 Jahren zu den führenden Köpfen der österreichischen Avantgarde zählt, zum ersten Mal Zugang zu einem wenigstens etwas breiteren Publikum findet“ (Ulrich Gregor, 1978)

Eine digitale Restaurierung des Österreichischen Filmmuseums basiernd auf dem 16mm-Originalnegativ aus der Sammlung des ÖFM. 

Regie: Ernst Schmidt jr.
Buch: Ernst Schmidt jr.
Darsteller:innen: Friedrich Achleitner, Marc Adrian, H.C. Artmann, Armin Berg, Joe Berger, VALIE EXPORT, Werner Kofler, Friederike Mayröcker, Otto Muehl, Arnulf Rainer, Gerhard Rühm, Peter Weibel, Karl von Zieglmayer u.v.a.
Kamera: Walter Funda, Günter Pollak, Günter Janicek, Ernst Schmidt jr.
Schnitt: Ernst Schmidt jr.
Musik: Alexander Giradi, Armin Berg
Weitere Credits: Regieassistenz: Günter Janicek
Produzent:innen: Ernst Schmidt jr.
Weltvertrieb: sixpackfilm
Verleih in Österreich: sixpackfilm
Uraufführung: Österreichisches Filmmuseum 1977
Produktionsformat: digital

 

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